Rezension

Gefährliches Netzwerk

Die Tarotmeisterin - Elis Fischer

Die Tarotmeisterin
von Elis Fischer

Bewertet mit 5 Sternen

~~Um beruflich mehr Bekanntheitsgrad zu erreichen und den Verdienst zu verbessern, beschließen Thesi Valier und ihre Freundin Flora, sich ein Wiener Frauennetzwerk aus der Nähe anzusehen, zumal Thesi bei ihrer Internetrecherche auch ihre alte Schulfreundin Sarah auf der Netzwerkhomepage entdeckt hat. Doch schon beim ersten Treffen mit den Frauen des Netzwerkes erleben Flora und Thesi ihr blaues Wunder. Nicht nur, dass die meisten der Frauen etwas esoterisch angehaucht sind, eifrig getuschelt und gelästert wird über alles und jeden, auch die offenen Feindseligkeiten bleiben den beiden nicht verborgen. Als Sarah dann bei dem Treffen auftaucht, bekommt Thesi von ihr die Warnung, bloß keinem zu vertrauen. Kurz nach dem Treffen wird Sarah von Thesi schwer verletzt aufgefunden und ins Krankenhaus eingeliefert. Kaum hat Thesi diesen Schreck verdaut, brennt in derselben Nacht ihr eigenes Gartenhäuschen ab, in dem all ihre Arbeitsutensilien untergebracht waren. Thesi ist nach diesen beiden Vorfällen ganz sicher, dass sie in Zusammenhang mit dem Frauennetzwerk stehen und spannt all ihre Freunde einschließlich Flora und Ehemann Leon ein, sich mit ihr auf Spurensuche zu begeben, um den Grund dafür herauszufinden. Wird es ihnen gelingen, den Anschlag auf Sarah aufzuklären und den Brandstifter dingfest zu machen?
Elis Fischer hat mit ihrem Buch „Die Tarotmeisterin“ ihren zweiten Kriminalroman um ihre Protagonistin Thesi Valier vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser wird sofort in die Handlung hineingezogen, um als Statist im Hintergrund den Protagonistinnen zu folgen. Die Handlung ist in zwei Erzählstränge unterteilt, der Hauptstrang erzählt die Geschichte in der Gegenwart um Thesi und Flora. Der zweite versetzt den Leser zurück in das London der 30er Jahre im vergangenen Jahrhundert, wo der exzentrische Okkultist Aleister Crowley eine der Hauptrollen spielt. Elis Fischer gibt hier gut recherchiert Einblicke über die Herkunft der Tarotkarten wieder. Jedem einzelnen Kapitel ist zudem die Beschreibung und Bedeutung einer Tarotkarte vorangestellt, die besonders gut zu dem dann geschilderten Inhalt passt. Die Spannung wird langsam aufgebaut und lässt dem Leser jede Menge Spielraum für eigene Ermittlungsüberlegungen, wobei man sich seiner Sache nie zu sicher sein darf. Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in Szene gesetzt. Thesi Valier ist eine sehr sympathische Frau, die allerdings auch einen Dickkopf hat und deren Neugier sie immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Sie ist temperamentvoll und mitfühlend. Der Freundeskreis um Thesi, der Boris, Paul, Robert und Flora umfasst, ist ebenfalls sehr sympathisch und hat in jeder Hinsicht besondere Kanäle, um an Informationen zu bekommen. Ehemann Leon steht Thesis Hobby als Ermittlerin eher kritisch und sorgenvoll gegenüber, kennt er seine impulsive Frau doch gut genug. Isa, die Chefnetzwerkerin, ist eine unsympathische und berechnende Frau, die nur auf ihren Vorteil bedacht ist und die unangenehmen Dinge anderen überlässt. Mit Sarah hat man als Leser erst Mitleid, doch auch sie hat Geheimnisse, die sie in einem ganz anderen Licht dastehen lassen.
Mit „Die Tarotmeisterin“ hat Elis Fischer einen spannenden und würdigen Nachfolger zu ihrer „Kunstjägerin“ geschaffen. Krimiliebhaber, die ebenso mit Humor gesegnet sind, kommen hier voll auf ihre Kosten. Absolut empfehlenswert als Urlaubslektüre, die kurzweilige Unterhaltung nicht nur verspricht, sondern auch hält.