Rezension

Gelungen

Jack the Ripper und der Erbe in Görlitz - Katrin Lachmann

Jack the Ripper und der Erbe in Görlitz
von Katrin Lachmann

Bewertet mit 5 Sternen

Gerade hat Marco Petzold, ein Fahrradkurier aus Görlitz, mit seinem Kollegen über reiche Erbtanten oder Lottogewinne gescherzt, als er einen Brief eines Anwalts aus London erhält. In diesem Brief wird er von einem Anwalt namens Wilson in Kenntnis gesetzt, der Alleinerbe einer gewissen Abigail Smith zu sein. Doch Marco kennt niemanden mit diesem Namen. Kurzentschlossen bitten er einen befreundeten Anwalt, einmal über diesen Brief zu schauen, aber auch dieser stellt nichts unrechtmäßes am Schreiben fest. Marco beschließt der Sache auf den Grund zu gehen und soll in Begleitung der jungen Anwaltsgehilfin Carolin nach London reisen. Dort erhält Marco dann tatsächlich sein Erbe, welches unter anderem ein Kästchen enthält, dessen Inhalt für einige Verwirrung bei Marco und Carolin sorgt. Gemeinsam beginnen die Beiden zu forschen und geraten dabei in einige Schwierigkeiten.
Meine Meinung:
Jack the Ripper und Görlitz? Klingt absolut unpassend, aber desto gespannter war ich hier, was das ganze denn soll und ging mehr als nur ein bisschen neugierig an die Geschichte. Schon der Einstieg ist absolut gelungen, denn in ihrem Prolog lässt die Autorin Katrin Lachmann eine ganz besondere Atmosphäre entstehen, die dem Leser schon die erste kleine Gänsehaut bereitet. Der Schreibstil im allgemeinen ist sehr flüssig, klar und gut verständlich und schnell ist man mitten in der Geschichte.
Die Geschichte rund um Jack the Ripper ist wohl den meisten bekannt und auch ich muss zugeben, dass mich dieser alte Fall überaus fasziniert. Dieser Mensch, der andere aufs grausamste gequält und ermordet hat und damit der damaligen Polizei Londons vor großen Rätseln stellte, lässt auch heute noch ganz viel Raum für Spekulationen. Wer war er? War er wirklich ein Arzt? Oder doch eher aus dem Adel? Genau damit spielt auch die Autorin und beginnt langsam, aber ganz geschickt, die Spannung immer mehr zu steigern. Während man zu Beginn noch ein wenig Zeit bekommt, die Charaktere kennenzulernen, wird es dann aber auch gleich beim Antritt des Erbes in London immer geheimnisvoller. Die Geschichte entwickelte einen Sog, da man immer wieder mit über die aktuellen Ereignisse rund um Marco rätselte, aber auch immer wieder über die Vergangenheit nachdachte. Dabei gibt es dann noch ein paar Wendungen, mit denen ich durchaus überrascht wurde und die wiederum die Spannung ansteigen ließen.
Was mir hier ganz besonders gut gefallen hat, sind die lebendig werdenden Settings. Hier konnte man durchaus feststellen, wieviel Mühe die Autorin in ihre Recherche gesteckt hat, denn ich konnte mir die Orte sehr gut vorstellen.
Erzählt wird das Buch zum großen Teil aus Marco Petzolds Perspektive, dabei gibt es auch immer wieder kleinere Rückblenden in die Zeit des Jack the Rippers, die die Geschicht wiederum etwas geheimnisvoller machten.
Mit Marco Petzold hat die Auorin einen Charakter lebendig werden lassen, der mir am Anfang zwar nicht unsympathisch war, den ich aber zunächst nicht ganz ernst genommen habe. Er ist schon ein kleiner Lebenskünstler, der erst jetzt im Erwachsenenalter merkt, dass er wohl doch mehr machen muss, um seine Ziele zu erreichen. Dementsprechen war seine Wandlung innerhalb der Geschichte sehr interessant und hat mir gefallen, da er hier dann doch an seiner Aufgabe wächst. Neben Marco gibt es noch den ein oder anderen recht interessanten Charakter, vor allem Carolin, die mit Marco nach London reist. Sie wirkte wie das genaue Gegenteil zu ihm und gemeinsam waren sie dann die richtige Mischung.
Mein Fazit:

Ein gut recherchierter Krimi, der mit viel Spannung und vor allem einem sehr interessanten Thema daher kommt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und schafft immer wieder die passende Atmosphäre zur Geschichte. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.