Rezension

Gelungene Mischung von Urban Fantasy, Mythologie und Religion

Misfit - Jon Skovron

Misfit
von Jon Skovron

„Misfit“, der englische Originaltitel, wurde auch für die deutsche Ausgabe übernommen. Es bedeutet „Außenseiter“, und genau das ist Jael. Sie lebt mit ihrem Vater Paul allein, da die Mutter schon früh gestorben ist. Und Paul besteht darauf, dass sie ungefähr einmal im Jahr umziehen. So hat Jael zwar schon viel von der Welt gesehen, doch ist sie nirgends heimisch, hat keine Freunde, ist eben immer der Außenseiter. Die Umzüge haben natürlich ihren Grund: Paul und Jael sind auf der Flucht vor Belial, einem dämonischen Höllenfürst. Denn Jaels Mutter war eine Dämonin, Paul ist ein Mensch, somit ist Jael ein Halbblut. Und die werden von der Hölle nicht geduldet.

An ihrem jetzigen Wohnort leben sie schon fast zwei Jahre, so dass Jael tatsächlich endlich einmal eine beste Freundin hat, Britt. Auch mit Rob, einem Jungen aus ihrer Klasse, versteht sie sich ganz gut. Jael fühlt sich fast wohl. Da bekommt sie an ihrem 16. Geburtstag von ihrem Vater eine Kette mit einem wunderschönen dunkelroten Stein. Aber sie darf sie nicht umhängen. Nun ja, erstens entwickelt der Stein ein Eigenleben, zweitens halten sich Teenager sowieso nicht an das, was man ihnen sagt…

Und so wird Jaels Leben gehörig auf den Kopf gestellt. Ihre Dämonenkräfte kommen zum Vorschein, ein dämonischer Onkel taucht auf, und natürlich hat auch Belial Jaels Spur wieder aufgenommen. Wird sie ihre Kräfte rechtzeitig beherrschen können, um es mit dem Höllenfürst aufnehmen zu können?

Jon Skovron hat sich eine tolle Geschichte um die Halbdämonin Jael ausgedacht. Sie ist durchweg spannend geschrieben, auch immer mal wieder ein bisschen humorvoll, und bietet einige neue Aspekte, die ich so noch nicht gelesen habe. Es gibt viele überraschende und einige weniger überraschende Wendungen. Jael macht eine schöne Entwicklung durch vom zurückhaltenden, eher angepassten Mädchen zu einer jungen Frau, die entschlossen ihr Schicksal in die Hand nimmt. Dieser Charakter ist detailliert und liebevoll ausgearbeitet. Über Paul hätte ich gerne noch etwas mehr erfahren, seine Beweggründe konnte ich nicht immer nachvollziehen, auch bei Britt hatte ich manchmal Schwierigkeiten. Wie die Dämonenkräfte dargestellt werden, hat mir sehr gut gefallen, allerdings hätte ich mir das Training wesentlich ausführlicher gewünscht. Das kam in meinen Augen viel zu kurz.

Die Sprache ist recht einfach gehalten, es wird erfrischend flott erzählt. Für 12-Jährige finde ich das Buch durchaus schon empfehlenswert, aber auch jung gebliebene Erwachsene werden Freude daran haben. Da ich weiß, dass einige Leser Probleme damit haben, möchte ich erwähnen, dass die Teile, die in der Gegenwart spielen, im Präsens geschrieben sind. Mich stört das allerdings nicht. Die Rückblenden, die viel über die Liebe von Jaels Mutter und ihrem Vater verraten und von Jaels Babyzeit, an die sie sich ja selbst nicht mehr erinnern kann, wo aber der Ursprung ihrer Probleme liegt, sind super in die Handlung eingebettet und richtig mit ihr verwoben. Das hat mir sehr gut gefallen.

Das Buch ist in sich abgeschlossen. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist laut Verlag noch offen. Fäden, die man weiterspinnen könnte, sind zur Genüge vorhanden. Ich persönlich würde sehr gerne noch weitere Bücher von Jael lesen.