Rezension

Gelungenes Kinderbuchdebüt!

Perlinchen - Ich bin anders, na und! - Natascha Ochsenknecht

Perlinchen - Ich bin anders, na und!
von Natascha Ochsenknecht

Natascha Ochsenknecht gelingt mit „Perlinchen“ ein überzeugendes Kinderbuchdebüt. Der einfache Schreibstil knüpft an den Erfahrungshorizont der Kinder an und führt diese durch eine niedliche Geschichte, in deren Zentrum Werte wie Selbstbewusstsein, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und die Freude am Anderssein stehen. Mit Perlinchen wurde eine starke, mutige, intelligente Heldin geschaffen, mit der sich Mädchen und Buben wohl gleichermaßen identifizieren können. Da stört mich am Ende sogar die Tatsache, dass ihre Flügeln pink sind und sogar noch glitzern überraschend wenig (auch wenn eine andere Farbe sicher eine bessere Wahl gewesen wäre!). Die Illustrationen sind zudem liebevoll gezeichnet, detailreich und niedlich anzusehen und ergänzen den Text perfekt.

Inhalt

Das Marienkäfermädchen Perlinchen hat ein Problem: Ihre Flügel sind nicht rot wie bei den anderen Käfern, sondern Pink mit glitzernden, runden Punkten. Doch das soll niemand erfahren! Um ihr Geheimnis zu hüten, trägt das Mädchen entweder ihren roten Umhang oder bemalt ihre Flügel ganz einfach. Doch eines Tages fällt ihr Freund in den Froschteich. Ohne zu zögern springt Perlinchen ins Wasser, denn auf einmal ist ihr ganz egal, was die anderen denken…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband, nichts anderes bekannt
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präsens
Perspektive: aus weiblicher Perspektive
Tiere im Buch: Es werden im Buch keine Tiere verletzt.

Warum dieses Buch?

Seit einiger Zeit lese ich auch Kinderbücher, um für zukünftige Nichten, Neffen, Patenkinder etc. gewappnet zu sein. Ich fand das Cover süß, war aber aufgrund der pinken Farbe etwas skeptisch (Ich bin eine absolute Gegnerin von Geschlechterstereotypen!) und wollte mir das Buch daher genauer ansehen. Außerdem interessierte mich natürlich auch wie sich Natascha Ochsenknecht, die in der letzten Zeit vor allem in Realityshows auftrat, als Kinderbuchautorin macht und was sie zu erzählen hat.

Meine Meinung

Geschichte (+)

Die Geschichte ist für Kinder ab vier Jahren sehr gut geeignet. Es gibt keine plötzlichen Sprünge, der Text ist nicht zu lang, der Story kann ohne Anstrengung gefolgt werden. Zudem weiß ich, dass Bücher über Tiere bei Kindern immer gut ankommen. Ich finde es schön, dass hier Käfer die Hauptrolle spielen, denn viel zu häufig entwickeln Kindern Angst oder Ekelgefühle für die doch faszinierenden kleinen Insekten oder behandeln die Tierchen mit sehr wenig Mitgefühl. Dieses Buch kann bestimmt dabei helfen, all dem entgegenzuwirken.

Außerdem finde ich das Thema gut gewählt. In einer Zeit, in der Kinder im Kindergarten oder in der Schule schon auf andere Kinder treffen und wo erste Hänseleien möglicherweise schon beginnen, ist es besonders wichtig, Kindern diese wichtige Botschaft zu vermitteln. Sie lernen in diesem Buch, dass es absolut ok ist, anders zu sein. Und dass jeder auf seine Weise besonders ist. So verleiht das Buch Kindern spielerisch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, fördert Hilfsbereitschaft und hilft bestimmt auch, Hänseleien vorzubeugen, wenn Eltern das Thema beim gemeinsamen Lesen zusätzlich noch adressieren.

Schreibstil (♥)

Den Schreibstil fand ich mehr als gelungen: Er ist einfach, angenehm und leicht verständlich. Besonders toll: Hier wird nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern die Kinder werden direkt angesprochen, und es wird an ihren Erfahrungshorizont mit Fragen wie „Ist auf deiner Hand auch schon mal so ein schöner roter Marienkäfer mit schwarzen Punkten herumgekrabbelt?“ feinfühlig angeknüpft. So gibt es auch immer wieder Verbindungen zwischen der realen Welt und der Geschichte – sodass man stellenweise fast glauben könnte, Marienkäferdörfer würden wirklich existieren.

Auch für Erwachsene gibt es ein paar amüsante und interessante Details zu entdecken wie zum Beispiel die Frösche, die unter Wasser den „Froschkönig“ lesen und die Tatsache, dass der Name Jimi Blaupunkt an den Sohn der Autorin erinnert.

Figuren (+)

Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und erhalten auch für ein Kinderbuch angemessene Tiefe. Besonders toll finde ich Perlinchen: Sie ist mutig und Natascha Ochsenknecht verzichtet hier vollständig auf Mädchen-Buben-Klischees, so dass mich die pinke Farbe eigentlich nun gar nicht mehr so stört. Denn unser Perlinchen ist kein Prinzesschen, sondern eine feinfühlige, intelligente und starke Hauptfigur, die nicht zögert, anderen zu Hilfe zu eilen. Eine Figur, mit der sich Buben und Mädchen gleichermaßen identifizieren werden.

Illustrationen (+)

Die Illustrationen sind sehr gut gelungen und liebevoll gestaltet. Auch wenn sie meinen persönlichen Geschmack nicht ganz so stark trafen wie z. B. jene in den „Hummel-Bommel“-Büchern, so sind sie doch auch auf ihre Weise sehr niedlich anzusehen. Gut gefallen hat mir hier, dass es oft auch im Hintergrund für die Kleinen sehr viel zu entdecken gibt. Da wird auch das mehrmalige Vorlesen sicher nicht so schnell langweilig!

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (+/-)

An der Vielfältigkeit sollte in einem möglichen Folgeband noch gearbeitet werden, da es schön wäre, wenn auch in Käferhausen BewohnerInnen mit unterschiedlichen Hautfarben leben würden.

Was Geschlechterstereotype betrifft, so bin ich mit der starken weiblichen Heldin sehr zufrieden. So zufrieden, dass ich über „kleine“ Details wie die Puppenküche und die Tatsache, dass die Flügel nun mal pink sind und glitzern (hier wäre eine andere Farbe sicher eine bessere Wahl gewesen, weil ich leider befürchte, dass manche konservative Eltern dieses Buch aufgrund des Covers nicht für Jungen kaufen werden), eigentlich fast hinwegschauen kann. Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn in Zukunft auch auf diese Dinge noch geachtet würde.

Mein Fazit

Natascha Ochsenknecht gelingt mit „Perlinchen“ ein überzeugendes Kinderbuchdebüt. Der einfache Schreibstil knüpft an den Erfahrungshorizont der Kinder an und führt diese durch eine niedliche Geschichte, in deren Zentrum Werte wie Selbstbewusstsein, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und die Freude am Anderssein stehen. Mit Perlinchen wurde eine starke, mutige, intelligente Heldin geschaffen, mit der sich Mädchen und Buben wohl gleichermaßen identifizieren können. Da stört mich am Ende sogar die Tatsache, dass ihre Flügeln pink sind und sogar noch glitzern überraschend wenig (auch wenn eine andere Farbe sicher eine bessere Wahl gewesen wäre!). Die Illustrationen sind zudem liebevoll gezeichnet, detailreich und niedlich anzusehen und ergänzen den Text perfekt.

Ich bin gespannt auf das nächste Buch der Autorin!

Empfehlung: Uneingeschränkte (Vor)Leseempfehlung! ;)

Bewertung

Idee: 5 Sterne
Geschichte: 5 Sterne
Ausführung: 5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne
Hauptperson: 5 Sterne ♥
Illustrationen: 4 Sterne
Vielfältigkeit: -
Rollenbilder: + starke weibliche Hauptfigur, so dass über Details wie die pinken, glitzernden Flügel und die Puppenküche hinweggesehen werden kann.

Insgesamt:

❀❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir fünf Lilien!

Vielen Dank an dieser Stelle dem Bastei Lübbe Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar! Dies hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.