Rezension

Gemischte Gefühle

Dann fressen sie die Raben - Beatrix Gurian

Dann fressen sie die Raben
von Beatrix Gurian

Ruby verliert erst ihre Schwester. Dann wird ihr ein Foto eines toten schwarzen Jungen eingesteckt. Sie fühlt sich ständig beobachtet und verfolgt. Irgendetwas ist faul und sie glaubt nicht an Selbstmord ihrer Schwester. Also macht sie sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung...

Manchmal ist ein Buch ganz anders als der Klappentext ahnen lässt. Manchmal ist das gut, manchmal gefällt dies weniger. In diesem Fall weiss ich nicht recht, ob mir das gefällt oder nicht. Allerdings führt die Geschichte ganz woanders hin als erwartet, nur um dann doch irgendwie absehbar zu sein. Das Ende lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück: Irgendwie mochte ich die Geschichte, besonders gegen Schluss. Aber irgendwie konnte sie mich auch nicht fesseln. Einige Dinge waren zu offensichtlich bzw. man ahnt falsche Fährten und anfangs hatte ich Mühe in die Geschichte hinein zu kommen. Die Spannung verliert an Fahrt oder einige Stellen wirken leider künstlich.

Nicht zu vergessen ist dabei allerdings, dass es sich zwar um einen Thriller handelt, allerdings zur Jugendliteratur zählt und somit "schwächer" und "harmloser" ist als Romane für Erwachsene. Es geht zwar um Mord und Verschwörung und Intrigen, aber nicht so blutig und nicht ganz so psycho-ängstigend. Es gibt die Verwirrung wer gut ist und wer böse, allerdings für Erwachsenen-Triller-Leser sind die Andeutungen schon fast Leuchtreklamenpfeile, was wiederum die Spannung schwer mildert. Obwohl ich das Thema nicht harmlos finde und schon ziemlich bösartig für Jugendliteratur, ist die Umsetzung dennoch dem Alter angepasst, finde ich.

Auch der Schreibstil passt zum Alter, denn nicht nur die Jugendsprache von Ruby und ihren Freunden / Feinden hat diesen typischen Wortschatz. Die Autorin nimmt auch mehr als einmal Referenz auf Aktuelles: Ein Typ ist mal lässig wie Jack Sparrow, ein andermal muss Heidi Klum für einen Vergleich herhalten und alles spielt in München, an Orten, die es wirklich gibt.

Den Titel finde ich leider etwas an den Haaren herbeigezogen. Diesen Satz aus einem Kinderlied (...fällt er in den Graben, dann fressen ihn die Raben...") wird zwar mehrmals erwähnt, wirkt aber beiläufig. Man bekommt sogar das Gefühl, die Autorin musste den Satz extra in den Roman einbauen,, damit man den Titel versteht. Deshalb finde ich, hätte man bestimmt einen besseren Titel gefunden. (Auch wenn mir das Cover mit den Raben und den Herbstblättern sehr gefällt).

Ausserdem finde ich die erwachsenen Charaktere nicht allzu gelungen. Ich kann mir vorstellen, dass die Autorin die Sicht wie Jugendliche ihre Eltern wahrnehmen etwas übertrieben hat und sie mir deshalb ebenfalls künstlich oder teils sogar unpassend vorkommen. Eigentlich ist genau dies das Fazit über das ganze Buch: Die Autorin kann gut schreiben und benutzt starke Charakterkarikaturen, um ihre Figuren zum Leben erwecken. Bei mir blieb jedoch der saure Nachgeschmack des Künstlichen, weshalb es also nicht ganz geklappt hat...vielleicht liegt's am Alter...

 

Inhalt

Nach dem vermeintlichen Selbstmord ihrer Schwester fühlt sich Ruby permanent beobachtet und verfolgt. Jemand steckt ihr das Foto eines toten schwarzen Jungen zu. Warum? Was hat das mit den rätselhaften Andeutungen ihrer Schwester zu tun, die um ihr Leben kämpft? Die Polizei hält alles nur für einen schlechten fremdenfeindlichen Scherz. Doch dann steht Ruby plötzlich ihrem Verfolger gegenüber. Und erst jetzt merkt sie: Das Netz ist viel weiter gespannt und bösartiger, als sie es für möglich gehalten hätte. Nur sie allein kann die Täter stoppen. Wenn sie nicht sofort handelt, wird es noch mehr Opfer geben...

 

3,5 / 5 Sterne