Rezension

"Generation Doof" von Stefan Bonner & Anne Weiss

Generation Doof - Anne Weiss, Stefan Bonner

Generation Doof
von Anne Weiss Stefan Bonner

Bewertet mit 2 Sternen

Erster Satz
Im Berliner Europa-Park lief eigentlich alles nach Plan.

Um was geht's?
Die Menschheit wird immer dümmer. Das gilt zumindest, wenn man sich der Ansicht von Stefan Bonner und Anne Weiss anschließt, die die 14- bis 49-jährigen von heute als "Generation Doof" bezeichnet. In so gut wie jeder Lebenssituation scheinen wir uns besonders dumm anzustellen. Nicht nur, dass unsere Bildung auf weiten Strecken sehr zu wünschen übrig lässt, auch bei der Partnerschaft und der Erziehung unserer Kinder scheinen wir intelligenz-mäßig eher benachteiligt zu sein. Doch warum ist das so? Wieso fallen uns Dinge, die unsere Eltern und Großeltern theoretisch mit Leichtigkeit fertig gebracht haben, so schwer? Und gibt es einen Ausweg, um der um sich greifenden Dummheit zu entkommen?

So hat's mir gefallen
Wer kennt sie nicht? Diese Videos bei youtube, in denen sich irgendein ultracooler Gangsta zum Total-Horst macht, weil er nicht weiß welchen Beruf der amerikanische Präsident hat oder gegen welches Land sich Amerika im Irak-Krieg richtet? Diese Videos sind vor allem erst einmal eines und zwar super witzig. Doch wenn dann da eine junge Frau steht und Mallorca als deutsches Bundesland ansieht und die Frage nach dem aktuellen Bundeskanzler mit der Antwort "Ich interessiere mich nicht so für Politik" abgespeist wird, fragt man sich doch immer wieder: "Wie dumm kann ein einzelner, fast erwachsener Mensch eigentlich sein?"
Doch ist wirklich unsere ganze Generation doof? Dem wollen die Autoren in diesem Buch nachgehen. Der Einstieg in das Buch erfolgt durch die Wiedergabe eines anscheinend ganz normalen Tages von Stefan Bonner und Anne Weiss, die im Laufe dieses Tages immer wieder Situationen erleben, die von Dummheit nur so strotzen. Dabei bekam ich als Leser irgendwie den Eindruck, dass viele der scheinbar erlebten Ereignisse sehr kontruiert waren oder zumindest doch sehr aufgebauscht wurden. Über diesen Umstand konnte ich aber anfangs noch hinweg sehen, wenn ich mir das Anliegen der Autoren vor Augen hielt, nämlich eine ganze Generation wachzurütteln.

Dabei ist das Buch recht Leser-freundlich aufgebaut. Immer wieder werden orange-farbene Kästen in den Fließtext eingefügt, in denen scheinbar private Erfahrungen der Autoren mit Freunden und Bekannten erzählt werden. Außerdem werden immer wieder Zitate eingeflochten, von bekannten Persönlichkeiten, von Philosophen oder auch aus Liedtexten zitiert. Somit lässt sich das Buch relativ leicht lesen. Der sehr flapsige Schreibstil konnte mir anfangs noch den einen oder anderen Schmunzler entlocken, ging mir aber immer mehr auf die Nerven. Was zynisch gemeint war, kam mehr oberflächlich und arrogant beim Leser an. Obwohl sich die Autoren selbst auch zur Generation Doof zählen, kam mir immer wieder das Bild vor Augen, dass die Autoren mit dem Finger auf die restliche Generation zeigten. Trotz gegenteiliger Äußerungen geben sich Stefan Bonner und Anne Weiss redlich Mühe, sich selbst als viel klüger und schlauer dazustellen, schon allein aus dem Umstand heraus, dass sie die Probleme erkannt haben und nun uns, also das dumme Fußvolk, daran teilhaben lassen wollen.

Wenn man diesem Buch glauben darf, so besteht ganz Deutschland nur aus Menschen, die lieber Popstar werden wollen, anstatt eine solide Ausbildung zu machen, die Kinder nur in die Welt setzen, um sie vor dem Fernsehen zu parken und die schon gar nicht mehr wissen, wie eine Tomate aussieht, wenn sie nicht gerade auf einem Burger liegt.
In einigen angesprochen Themengebieten konnte ich noch mit den Ansichten der Autoren übereinstimmen. Beispielsweise war der Absatz über die Studiengebühren durchaus lesenswert. Ich als Student, der den Großteil seines Studiums Studiengebühren bezahlt hat und wenig bis gar nichts davon hatte,  konnte da nur mit dem Kopf nicken und denken "Recht haben sie!".
Allerdings waren diese Passagen, in denen ich die Lektüre absolut nachvollziehen konnte, sehr spärlich gesät. Zumeist musste ich wirklich den Kopf schütteln über soviel Ignoranz und Klischeehaftigkeit. Als Beispiel soll mir hier das leidige Thema "PC-Spiele" dienen. So scheint es nach Autorenmeinung ja nicht verwunderlich, dass die heutige Jugend nicht mehr mit Geld umgehen kann, wenn sie doch im Kindesalter durch das PC-Spiel "Die Sims" gelernt haben, dass es nur wenig Arbeit bedarf, um stinkreich zu werden. Da ich mit diesem Spiel aufgewachsen bin und sehr wohl in der Lage bin, mit Geld umzugehen (und das trotz Studiengebühren), kann ich mich über solche Äußerungen nur wundern. In Bezug auf die Liebesbeziehung der Generation Doof war das ganze Kapitel ein einziger Irrsinn. Demnach gibt es nämlich nur zwei Gruppen "zwischenmenschlicher Beziehungstypen". Entweder man glaubt an die Ehe und langfristige Beziehungen, dann ist man aber ohne Ausnahme ein "Kuschler", jemand der in Piepston in aller Öffentlichkeit seinem Liebsten Liebesschwüre zuflüstert oder diese per Internet verbreitet. Jemand, der die ganze Welt durch eine rosarote Brille sieht und sich am liebsten mit seinem Partner daheim im Liebesnest einschließt. Oder aber man gehört zu denjenigen, die nur auf schnelle und unverbindlichen Sex aus sind. Irgendwas dazwischen gibt es heutzutage scheinbar nicht mehr. 

Diese Meinung dürfen die Autoren auch gerne vertreten, aber dieses Buch erweckt den Eindruck einer objektiven, mit wissenschaftlichen Belegen angereicherten Analyse, die es aber eindeutig nicht ist. Vielmehr handelt es sich bei "Generation Doof" um eine subjektive Darstellung und Moralpredigt. Zwar werden immer wieder Studien und Umfragen zitiert, die aber für den Leser gar nicht nachvollziehbar sind. Die Literaturliste am Ende des Buches ist mager und ist um einiges kürzer als die Zitatliste.
Diese ganzen Umstände führen dazu, dass mir bis jetzt noch nicht so ganz klar ist, was Ziel dieses Buches sein sollte: sollte es eine humoristische Darstellung werden, ohne den Anspruch einer wissenschaftlichen Analyse? Oder doch eher ein Sachbuch zum Thema?

Und zum Schluss...
Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen: "Generation Doof" ist (zumindest für mich) ein Buch, das die Welt nicht braucht. In der heutigen Zeit gibt es selbstverständlich denen einen oder anderen Erdenbewohner, dem etwas mehr Allgemeinbildung ganz gut täte, aber ich bezweifel, dass dies ein Phänom unserer Generation ist. Doofe gibt es immer, gab es immer und wird es immer geben. Trotzdem muss dies nicht für eine ganze Generation zutreffen. Dieses Buch ist weder wissenschaftlich wertvoll, noch über die ganze Länge witzig. Einzig und allein hier und da, konnte ich einen Fetzen Humor erkennen. Allerdings wird mir wohl die Überheblichkeit der Autoren am stärksten in Erinnerung bleiben.