Rezension

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Grandioser Abschluss der Trilogie

Phoenix - Kinder der Glut - Ann-Kathrin Karschnick

Phoenix - Kinder der Glut
von Ann-Kathrin Karschnick

Bewertet mit 4 Sternen

[Achtung, bei dieser Rezension besteht Spoilergefahr für die Vorgängerbände und einige Geschehnisse dieses Buches!]

Im großen Finale der Phoenix-Trilogie wurden Leon und Tavi getrennt. Während Leon kaum eine andere Wahl hat als Katharinas Wort zu trauen, dass das alles so geschehen muss, und sich mit Eleazar, Jörenson und ihr auf den Weg ins ferne Hamburg begibt, erwacht Tavi in einer Zelle, ohne genauer zu wissen, wo sie sich befindet. Für beide wird die Kontinentalarmee wieder einmal zu einem echten Problem in dem Versuch, zusammen sein zu können. Außerdem macht Katharina immer wieder Andeutungen, dass sich in naher Zukunft in Hamburg alles entscheiden wird. Und auch die Ereignisse aus Paris scheinen Auswirkungen über die Grenzen der Stadt hinaus zu haben …

Mit „Phoenix – Kinder der Glut“ ist Ann-Kathrin Karschnick ein fulminanter Abschluss ihrer Trilogie gelungen, deren erster Band mit dem Deutschen Phantastikpreis für den besten Roman ausgezeichnet und Band 2 ebenso nominiert wurde.
Das Cover bricht ein wenig aus dem Stil der beiden Vorgängerbände aus und bildet nicht so deutlich eine Szene aus der Handlung ab. Dennoch macht es mit dem mittlerweile vertrauten Schriftzug einiges her, und auch auf die Seiten wurde wieder ein Aufdruck gesetzt. Nach der Feder von Band 1 und dem Pfeil von Band 2 gibt es diesmal zwei grüne Spiralen zu sehen, eventuell ein Zeichen für die nebelhaften Saiwalo. Im Regal bilden alle drei Bände nebeneinander einen schönen Blickfang mit kräftigen, aber nicht zu grellen Farben.

Auch inhaltlich hat der Abschlussband Einiges zu bieten. Geschickt führt die Autorin alle Fäden aus den vorhergehenden Bänden zusammen und greift auch weit in die Vergangenheit zurück. Wieder zeichnet Karschnick mit ihren Worten vielschichtige Figuren, die mit sich, ihren Fähigkeiten und ihrer Vergangenheit ebenso wie ihrer Zukunft zu kämpfen haben. Die abwechselnden Perspektiven zwischen Leon und Tavi, die bei jedem Kapitelwechsel erfolgen, flechten beide Handlungsstränge geschickt umeinander und bewirken, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag, weil man unbedingt wissen will, wie es bei einer Figur nun weitergeht, jedoch auch auf die andere neugierig ist. Auch beim letztendlichen Wiedersehen sind die Perspektivwechsel wunderbar fließend und bremsen die Handlung nicht aus.
Eleazars Entwicklung war sehr interessant. Er hat nicht mehr ganz so häufig französische Begriffe in den Raum geworfen, was sehr erleichternd war. Auch wurde ich zunehmend neugierig auf seine Beweggründe, zumal einige seiner Taten ihn mir durchaus sympathischer gemacht haben. Seine Vorgeschichte hat mich schließlich doch etwas irritiert, aber der Zeitpunkt bot auch keinen Raum für längere, tiefgehende Gespräche. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Hintergrund dazu gewünscht, so wirkte seine Eröffnung ein wenig hingeworfen. Der Grund für seine Wandlung jedoch und die Art, wie er diese eingesteht, haben mich zum Grinsen gebracht und sind definitiv gelungen.
Ebenso gelungen finde ich das letztendliche Zusammenfügen der einzelnen Fäden und die Entwicklung zum Finale hin. Hierzu möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, doch ich denke, ich kann gefahrlos sagen, dass die Autorin hier einen guten Weg gefunden und mich auch wieder einige Male überrascht hat.

Leider fielen mir in diesem Band vermehrt kleine Fehler auf. Meist waren es Komma- oder auch mal Tippfehler, so manches Mal aber auch Stellen, wo inhaltliche Unklarheiten oder kleinere Widersprüche blieben. Teils fehlten auch Absätze bei Sprecherwechseln, sodass man dachte, eine andere Person würde noch immer reden, was keinen Sinn machte.
Die Fehler sind nicht allzu aufdringlich und erschlagen auch nicht, sind mir aber durchaus deutlicher aufgefallen als in den vorherigen Bänden. Das finde ich sehr schade.

Insgesamt ist Ann-Kathrin Karschnick der Abschluss ihrer Trilogie jedoch definitiv gelungen. Ich hatte Spaß beim Lesen und teilweise echte Schwierigkeiten, das Buch für Termine beiseitezulegen, und genau so sollte es meiner Meinung nach sein. Das Cover ist durchaus gut, jedoch nicht ganz so ein Hingucker wie die anderen beiden Bände, außerdem gab es leider einige kleine Fehler. Dies führt leider wieder zu Abzug, dennoch kann ich wieder guten Gewissens solide vier Sterne vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen. Sollte es irgendwann weitere Geschichten um die Figuren geben, sei es nun von vor oder nach der Handlung der Trilogie, würde ich sie mir garantiert kaufen. Solange bin ich erst einmal auf weitere Werke der Autorin gespannt.