Rezension

Gut, aber altbekannt

Süßer Mond - Rachel Hawthorne

Süßer Mond
von Rachel Hawthorne

*Worum geht's?*
Kayla verbringt ihren Sommer als Sherpa, einer Touristenführerin, in einem Nationalpark an der kanadischen Grenze - ausgerechnet an dem Ort, wo sie vor vielen Jahren miterleben musste, wie ihre Eltern erschossen wurden. Sie kann sich nicht mehr komplett erinnern, denn ihre Psyche hat ihre Erinnerungen verdrängt. Ihr Psychologe hat ihr aufgetragen, sich in den Wäldern ihren Ängsten zu stellen, die sie in ihren Träumen verfolgen, doch seltsamerweise fürchtet Kayla sich nicht. Im Gegenteil, sie fühlt sich dort geborgen. Während ihres ersten Auftrags - sie soll mit anderen Sherpas Professor Keane, seinen Sohn und seine Studenten auf der Suche nach Werwölfen durch den Wald führen - wird sie in ein Gefühlschaos gerissen: Sie muss sich zwischen Lucas und Mason entscheiden, zwischen Gefahr und Sicherheit. Aber keiner von beiden ist der, der er zu sein scheint...

*Kaufgrund:*
Ich bekam vom Goldmann-Verlag ein Rezensionsexemplar des zweiten Teils der Reihe, "Sanfter Mond: Die dunklen Wächter", zugeschickt. Um nicht planlos in das Geschehen hineinzulaufen, kaufte ich mir den ersten Teil und begann zu lesen.

*Meine Meinung:*
"Süsser Mond" ist der erste Teil der "Die Dunklen Wächter"-Reihe, die im englischen Original (momentan) mit vier Bänden abgeschlossen ist. Das Buch beginnt mit einem vorwegnehmenden Prolog, sodass man sofort weiß, wie das Buch ausgehen wird. Für mich ist dies leider ein riesiger Kritikpunkt! Der Prolog gibt zu viele Informationen, die dafür sorgen, dass sich im weiteren Handlungsverlauf keine richtige Spannung aufbauen kann. Die gesamte Geschichte erscheint dadurch sehr durchsichtig.

Dieser Minuspunkt wird leider dadurch unterstützt, dass Hawthorne ihrer Geschichte und ihren Charakteren keine neuen, innovativen Ideen und Züge beisteuert. Bis auf die Umgebung, die mir wirklich sehr gut gefallen hat, kam mir alles bekannt vor. Es gibt zwar nichts Neues, aber das altbekannte Schema der Dreiecksbeziehung und der Werwöfe wurde gut umgesetzt. Wer also gerne eine typische paranormale Liebesgeschichte liest, wird an dem Buch sicherlich gefallen finden.

Auch wenn sich das bis jetzt sehr negativ anhört, kann ich nicht behaupten, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Durch Hawthornes Schreibstil fiel es mir ausgesprochen leicht, mir alles sehr detailliert vorstellen zu können. Die Autorin verfängt sich nicht in überladenen Umgebungsbeschreibungen, sie spezialisiert sich völlig auf ihre Figuren; trotzdem wirkt alles sehr realistisch und authentisch.

Nicht so die verschiedenen Charaktere. Sie sind sehr wohl interessant und sympathisch gestaltet worden, und man kann klasse mit Kayla mitfühlen, dennoch sind sie nicht glaubwürdig. Alles, was Kayla erlebt, steckt sie ohne Probleme weg. Man merkt, wie sie sich anfänglich gegen das Übernatürliche sträubt, schlussendlich nimmt sie es dann allerdings ohne Weiteres hin. Nichtsdestotrotz springen die Emotionen während der romantischen Szenen auf den Leser über und als sich der Antagonist zu erkennen gibt, ist man fast genauso frustriert wie Kayla selbst. So mit dem Protagonisten empfinden zu können, ist für einen mitreißenden Lesefluss sehr wichtig. Die beiden Jungs Lucas und Mason, sowie die restlichen Nebencharaktere mochte ich ebenfalls - keiner ist wie ein anderer. Nur wenige Figuren blieben zu platt, dafür machten sich die restlichen umso interessanter.

Das Ende ist mir viel zu kurz geraten. Nach der Szene, die man bereits aus dem Prolog kennt, wird in viel zu wenig Seiten viel zu viel Handlung gequetscht. Es hätte mir sehr gut gefallen, wenn Hawthorne sich mehr Zeit für diesen Part genommen hätte. Speziell die Erläuterungen zu den dunklen Wächtern ist mir zu oberflächlich geblieben. Ich hoffe sehr, dass sich dies in den Fortsetzungen ausbessern wird. Zumindest einen großen Pluspunkt haben die anderen Teile der "Die dunklen Wächter"-Reihe bereits bei mir gemacht: Jedes Buch ist aus der Sicht eines anderen Mädchens geschrieben, sodass man die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. Im zweiten Teil wird Lindsey, die man aus "Süsser Mond" kennt, Kayla als Protagonistin ablösen. Ich bin gespannt!

*Cover:*
Das Cover finde ich im Gegensatz zum englischen Orginal schön gestaltet. Man sieht nicht zu viel von dem Mädchen, sodass man sich zu Kayla gut sein eigenes Bild machen kann. Die Idee mit den Umhängen ist zwar auch nicht neu, sieht im Vergleich zu anderen Covern mit diesem Motiv jedoch wirklich hübsch und nicht nach "Ich versuche vergeblich, cool zu sein" aus.

*Fazit:*
Obwohl ich viel an "Süsser Mond: Die dunklen Wächter" auszusetzen habe, kann ich nicht behaupten, dass ich das Buch ungern gelesen habe. Es gibt nichts Neues, was einen umhauen würde, aber die Genre-typischen Punkte wurden insgesamt gut umgesetzt. Bloß der Prolog ist für mich ein absoluter Minuspunkt, da er zu viel von der Handlung vorwegnimmt. Für diejenigen, die sich ihre Wartezeit auf ein anderes Buch verkürzen möchten, und alle Wenigleser ist das Buch durchaus zu empfehlen. Ich vergebe gute 3 Sterne, weil mich das Buch im Großen und Ganzen gut unterhalten hat. Ich setze große Hoffnungen in die Fortsetzungen!