Rezension

Gut, aber nicht so gut wie gewohnt

Königsschwur - Joe Abercrombie

Königsschwur
von Joe Abercrombie

Bewertet mit 4 Sternen

~~Inhalt:

Prinz Yarvi hat es schwer: Geboren mit nur einer gesunden Hand (seine linke ist ein verkrüppeltes Etwas), kann er in einer Gesellschaft, in der nur Stärke, Kampf und körperliches Geschick zählen, nicht bestehen. Jeder verachtet ihn, und so ist er dazu auserkoren worden ("abgeschoben" trifft es wohl eher), ein Gelehrter zu werden. Doch eines Abends ändert sich alles für ihn: Sein Vater, der König von Gettland, und sein Bruder, der Thronerbe, werden durch Feinde des Reiches gemeuchelt, und nun muss Yarvi auf dem Schwarzen Thron Platz nehmen und König sein. Er schwört, seinen Vater und seinen Bruder zu rächen, doch dazu kommt es nicht. Auch Yarvi muss schmerzlich erkennen, dass Feinde um ihn sind, die ein ganz anderes Schicksal für ihn vorsehen als das Königtum. Yarvi wird als Sklave verkauft und muss ums Überleben kämpfen ...

Meinung:

Endlich hat Mr. Abercrombie ein neues Buch geschrieben - klar, dass ich es sofort kaufen und lesen musste, hat mich der Autor bisher doch immer auf höchstem Fantasy-Niveau unterhalten! Auch diesmal konnte mich die Geschichte fesseln, doch leider gibt es auch einige Dinge zu bemängeln ...

Zum einen ist das Buch für Abercrombies Verhältnisse recht dünn, es umfasst gerade einmal 350 Seiten. Leider hat dies zur Folge, dass die Geschichte nicht wirklich ausgeschmückt wird, alles geht sehr schnell und wirkt irgendwie abgehackt. Da wird Yarvi König und bämm!, ein paar Kapitel weiter ist er es nicht mehr. Da ist er Sklave und bämm!, ein paar Kapitel später ändert sich auch da wieder alles. Alles geht so zack-zack, ohne mal ein bisschen bei einzelnen Szenen länger zu verweilen.

Die Figuren erhalten hier auch nicht so viel Profil wie gewohnt, über Yarvis Vergangenheit wird kaum berichtet, nur in kurzen Abschnitten. Auch verstehe ich nicht so ganz, warum Yarvi denn nun so verachtet wird. Sicher, aus ihm wird nie ein Kämpfer, ein starker Mann, aber es gibt doch die Gilde der Gelehrten, und die ist immerhin hoch angesehen, nicht wenige beraten die Könige von Bruchsee. Und Yarvi soll immerhin einer von ihnen werden. Wieso also diese Verachtung? Ein scharfer Verstand ist doch genauso wichtig, und den scheint Yarvi zu besitzen.

Was ich ebenfalls schmerzlich vermisse, sind die typischen abgewrackten, desillusionierten Figuren, für die ich Abercrombie so mag. Zwar blitzt dieser schwarze Humor, dieser Zynismus immer mal wieder auf, aber leider viel zu wenig und durchgängig.

Zum Schluss möchte ich noch das Preis-Leistungsverhältnis bemängeln: Das Buch hat gerade mal 350 Seiten, kostete aber dennoch 15 Euro! Frühere Werke des Autors umfassten 700 Seiten und waren für demselben Preis zu haben. Das ärgert mich!

Trotz der vielen Kritikpunkte macht der Roman auch viel Freude und lässt einen mit Yarvi mitfiebern. Ganz klar, Abercrombie versteht sein Handwerk! Aber als treue Leserin bin ich eben besseres von ihm gewohnt, deswegen gibt es hier nur

4 von 5 Sternen.