Rezension

Gut ausgearbeitetes Setting, Schwäche bei den Figuren

Die Räuberbraut - Astrid Fritz

Die Räuberbraut
von Astrid Fritz

Bewertet mit 3 Sternen

Man merkt dem Buch an, dass die Autorin viel recherchiert hat, um die damalige Zeit so getreu wie möglich wider zu geben. Auch, dass die gesprochene Sprache kein reines Hochdeutsch ist, sondern zumindest eingefärbt von der Sprechweise der Gegend bzw. der Räuber, ist gut gelungen und macht das ganze authentisch. Das Setting  und der gut ausgearbeitete Hintergrund waren für mich auch der Grund, das Buch ohne Langweile bis zum Schluss zu lesen.

Schwächen sehe ich jedoch eindeutig in der Ausarbeitung der Figuren. Außer Juliana und dem Schinderhannes lernt man keine Figur richtig kennen. Und auch die beiden sind für mich ziemlich farblos geblieben. Der Hannes als Bub, der meint, die Welt sei sein Spielplatz und das Julchen, als naive junge Frau, die gar nicht so genau wissen will, woher das Geld kommt, von dem sie so gut leben kann. Weitere - vielleicht sympathischere Charaktereigenschaften - konnte ich nicht entdecken und so sind mir beide bis zum Schluss unsympathisch geblieben. Auch ihre Liebesgeschichte hat mich nicht im geringsten angesprochen.
Sicher machen es die realen Vorlagen nicht gerade einfach, den beiden auch sympathische Seiten zu geben. Aber leider wird nur versucht, Sympathie für Hannes zu erwecken, indem man ihn in den unglaubwürdigsten Szenen in Tränen ausbrechen lässt - anstatt sich solche Gefühlsregungen für die Zweisamkeit mit Juliana aufzuheben. Die Einseitigkeit der Figuren liegt auch einfach darin begründet, dass nur Zeiten von Überfällen und Flucht ausführlich erzählt werden. Auch ihre Gespräche zu zweit handeln nur von Überfällen, Räuberkumpanen, Flucht und ihrer großen Liebe. Zeiten, wo Juliana oder beide zusammen als Krämer arbeiten, werden nur kurz erwähnt, obwohl gerade die meiner Meinung nach das Potential gehabt hätten, den beiden Figuren ein paar Farben mehr einzuhauchen.

Sicher ein guter, kurzweiliger, historischer Roman, an dem Fans dieses Genres definitiv nicht vorbei gehen sollten. Wer jedoch Charaktertiefe und große Gefühle sucht, dem sollte klar sein, dass dies nicht der Schwerpunkt dieses Buches ist.