Rezension

Gut recherchierter Reformationsroman

Ketzerhaus - Ivonne Hübner

Ketzerhaus
von Ivonne Hübner

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahre 1517 brachte Luther seine 95 Thesen raus und durch Studenten gelangten Sie in die römisch-katholische Stadt Görlitz. Das brachte natürlich eine Aufregung in die Stadt, da Luthers Thesen in Kirchenreihen verpönt waren.

Elsa und Andres, zwei Hauptcharaktere des Buches, ahnen nicht, dass ihre Schicksale eng miteinander und mit den Thesen Luthers verwoben sind. Andres schlägt, so wie seine Eltern es wollten, die Priesterlaufbahn ein. Im Laufe seiner Ausbildung verliert er aber den Glauben an die römisch-katholische Kirche, schlägt sich auf die Seite Luthers und wendet sich vom herkömmlichen Glauben ab. Elsa ist anfänglich hin- und hergerissen zwischen beiden Glaubensrichtungen – ist letztendlich aber auch überzeugt von Luthers Thesen.

 Am Beispiel des Paares Elsa und Andres zeigt das Buch auf, wie der Umgang mit Glaubenskonflikten und auch Konflikten innerhalb der Familie umgegangen wird. Es war bereits beschlossene Sache, dass Elsa Gunnar versprochen wurde und dies sollte auch mit allen Mitteln durchgesetzt werden. In Zeiten von Pest und Inquisition war es nicht einfach zu seinen Idealen zu stehen und für seine Liebe zu kämpfen. Auch die heimliche lutherische Hochzeit von Andres und Elsa wurde nicht anerkannt. Aber sie finden ihren Weg und am Ende ist alles gut.

Phantasievoll, mit Liebe zum Detail und sehr kenntnisreich beschreibt die Autorin die Liebe zwischen Andres und Elsa in den bewegten Zeiten des Umschwungs in der römisch-katholischen Kirche. Was mir besonders gut gefallen hat, dass die Frauen mit in den Vordergrund gerückt wurden, was in den damaligen Zeiten ja nicht unbedingt alltäglich war.

Das Cover des Buches finde ich gut gewählt, eine von Männern bedrängte Frau, wohl nicht wirklich eine Seltenheit zur  beschriebenen Zeit.  Passt zum Buch. Hätte mich in der Buchhandlung sehr wohl animiert, selbiges Buch in die Hand zu nehmen und der Klappentext hätte es dann geschafft, dass ich das Buch auch mit nach Hause nehme. Also alles richtig gemacht.

Auch den Aufbau des Buches finde ich super gelungen – 95 Thesen also auch 95 Kapitel. Jedes Kapitel hat eine These als Überschrift – perfekt. Ein wirklich sehr gut recherchierter, spannend geschriebener Roman. Unbedingte Leseempfehlung an jeden, der sich für historische Romane und für den Wandel in der römisch-katholischen Kirche interessiert.