Rezension

Gute Idee, aber nicht gut genug umgesetzt

Höhenflug abwärts - Jana Frey

Höhenflug abwärts
von Jana Frey

Dies ist eine Geschichte, wie sie jedem Mädchen da draußen passieren könnte: Man ist unglücklich mit seinem Leben, unzufrieden und weiß nichts mit sich anzufangen. Und dann ist da diese eine Pille, die es einem leichter macht, die einen glücklich macht und einen für einen Moment die Welt vergessen lässt. 

So beginnt auch Maries Geschichte, die die Jugendbuchautorin Jana Frey hier erzählt. Dabei legt die Autorin vor allem den Finger darauf, wie alles angefangen hat und macht sehr deutlich, wie schnell es gehen kann, dass man in eine Clique gerät, die systematisch Drogen wie Ecstasy an Jugendliche verkauft.

Maries Entwicklung konnte man dabei gut nachvollziehen und es war erschreckend zu sehen, dass die Hauptgründe für die Drogen für sie eigentlich Trotz und Langeweile waren.

Dennoch: Ich bin eigentlich keine Leserin, die gerne harte Geschichten liest und mir ist es oft doch lieber, am Ende in meine kleine heile Welt zurückzukehren, aber als Jugendbuch fand ich es fast etwas zu harmlos. Bücher dieses Genres sollten nach meinem Geschmack die Jugendlichen etwas aufrütteln und ihnen die Gefahren eines solchen Drogentrips deutlich vor Augen führen. Die Trips, die Marie im Buch erlebt, sind allerdings vergleichsweise harmlos und wirken auf den Durchschnitts- Fünfzehnjährigen sicherlich nicht abschreckend.

Deshalb stehe ich dem Buch etwas ambivalent gegenüber: Auf der einen Seite ist die Psychologisierung junger Mädchen durch die Figur Marie sehr gut gelungen. Auf der anderen Seite erschien mir die Story teilweise zu undurchdacht oder vielleicht auch einfach nur zu schnell voranschreitend. Um eine echte Betroffenheit oder Anteilnahme bei mir auszulösen, hätte die Geschichte mehr Tiefe und mehr anschauliche Schilderungen benötigt. So hatte man letzten Ende ein verwöhntes Gör, das nicht das bekommen hat, was es wollte und sich die Anerkennung auf andere Art und Weise geholt hat. Dabei war die Figur der Marie zu Beginn ganz anders und vielschichtiger angelegt. 

Ihr gegenüber standen ihre Eltern, die an Spießbürgerlichkeit kaum zu übertreffen waren, als würde der Slogan „Das passiert in den besten Familien!“ hier die eigentliche „Moral von der Geschicht“ sein. 

Das fand ich schade, denn der Ansatz der Geschichte ist wirklich gut und gerade weil sie offensichtlich auf einer wahren Begebenheit beruht, wäre hierbei der Bericht des Entzugs und der Neu- Eingliederung in die Klassengemeinschaft das Interessante gewesen. Wie lebt Marie weiter, welche Probleme hat sie weiterhin und wie wird ihr geholfen? Hier hätte die Autorin auch ihre große Stärke in psychologischen Schilderungen ausspielen können. Aber leider wird diese Entwicklung nur im Epilog angerissen, aus dem man gut und gerne noch 100 Seiten hätte machen können, die einem dann wirklich plastisch vor Augen führen, wie schwer es ist, aus diesem Sumpf wieder herauszukommen, wenn man einmal hineingeschlittert ist.