Rezension

Gute Idee, leider oberflächlich umgesetzt

Der verbotene Schlüssel - Ralf Isau

Der verbotene Schlüssel
von Ralf Isau

Bewertet mit 3 Sternen

Nur kurz denkt Sophia an diesen Rat, als sie das Erbe ihres geheimnisvollen Großvaters annimmt: Der alte Mann, den sie selbst nie gekannt hat, vermacht ihr eine komplexe, kleine Maschine, die wie ein Uhrwerk voller Zahnrädchen und Halbkugeln aussieht. Und dazu einen Schlüssel - vor dem ein Brief des Großvaters eindringlich warnt. Der verbotene Schlüssel - Sophia kann ihm nicht wiederstehen. Sie zieht das Uhrwerk auf und findet sich in einem bizarren, gefährlichen Reich wieder.

Die Hauptcharaktere sind Sophia, Enkelin eines Uhrmacher-Genies, und Theo, der seit Jahrhunderten in der Uhr eingesperrt ist.
Sophias Charakter wechselte meiner Meinung nach ständig zwischen arroganter, abweisender, trauernder B*** und einer "Ich mach das weil das in die Handlung passt"-Haltung, womit sie erstens keinen vernünftigen eigenen Charakter entwickelt hat und mir zweitens teilweise tierisch auf den Keks ging. 
Theo dagegen hätte mir ganz gut gefallen, wenn der Autor nicht so krampfhaft versucht hätte, seine Sprache an Theos Geburtszeit anzupassen. So ausführlich, wie Theo erzählt hat, war es weder für die Geschichte nötig, noch für einen normalen Sprechanteil üblich.
Trotzdem waren beider Handlungen nachvollziehbar und durch Theos Dontknow im Zusammenspiel mit Sophias teilweise auftretender Schlagfertigkeit ergab sich mehr als einmal eine gewisse Situationskomik.

Von der Grundidee her ist das Buch richtig gut. Das Thema Zeitreisen ist zwar auch nicht mehr neu, aber die Aufarbeitung Isaus zeigt sich erfrischend unverbraucht. Die Welt Mekanis gefiel mir außerordentlich gut und ich hätte mir ein bisschen mehr Aufenthalt dort gewünscht.
Der Schreibstil an sich hätte flüssig sein können, wenn nicht Theos langatmige, viel zu detailreiche Rückblenden gewesen wären. Allgemein war dieser ganze geschichtliche Hintergrund zwar nett gedacht und toll recherchiert, aber da waren einfach zu viele Informationen, die dem Buch gut und gern zwanzig Seiten und dem Leser regelmäßige Langeweile-Kapitel erspart hätten. Außerdem wird der Lesefluss von öfter auftretenden Wiederholungen gestört.
Sehr gut gefallen hat mir wiederum die Einbringung der mythologischen Hintergründe (abgesehen von der Umsetzung) und das Zitat, nach dem sich die Geschichte richtet: "Manche Dinge bleiben besser für immer unentdeckt."