Rezension

Gutes Buch mit einem großen Aber

Wolken wegschieben - Rowan Coleman

Wolken wegschieben
von Rowan Coleman

Inhalt

Willow ist Ende Dreißig. Single. Keine Kinder.
Sie hat ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen, aber eigentlich stehen die Männer drauf. Seit Jahren ist sie in ihren besten Freund verknallt, der aber nur heiße und vor allem dünne Models datet. Und dann gibt es da noch ihren Job in einer Agentur, in welcher ihre Chefin sie fast schon wie eine Sklavin hält. Irgendwie läuft seit einiger Zeit alles ziemlich schief. Als sich dann einige Umstände ergeben und überschneiden, liegt es an Willow das Beste daraus zu machen und unter Glanz und Gloria, wie ein Phönix aus der Asche, aufzuerstehen.
 

Meinung

Nachdem ich letztens erst „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman gelesen habe und mich das schlicht umgehauen hat, war für mich klar, dass „Wolken wegschieben“ das nächste Buch von ihr auf meiner Leseliste wird. Gesagt, getan.
Und „Wolken wegschieben“ hat wieder eine sehr besondere und auch familiäre Geschichte im Hintergrund. Mit dem leichten Schreibstil, der doch sehr gefühlvoll den Leser in die Handlung miteinspinnt, bekommt man einen sauberen und lockeren Start ins Buch.

Man begegnet der Protagonistin Willow, die dem Durchschnittsweib in Art, Unperfektion und Konfektionsgröße eher gleicht. Das ist für die eine oder andere Leserin direkt ein Pluspunkt. Wie viele gutaussehende, aber unscheinbare Protagonistinnen, dafür rank und schlanke Ladies gibt es in der Buchwelt? Richtig. Genug. Oder man tendiert zum schlankeren Bild der Frau. Aber klar deklarierte markante, eher moppelige Charaktere sind die Seltenheit. Willow macht keinen Hehl aus ihrem wackeligen Selbstbewusstsein. Sie weiß, dass sie zu viel auf den Rippen hat und kommuniziert das so mit ihrer Umwelt. Und doch bekommt sie das „Was wäre wenn“ wunderbar von ihrer Zwillingsschwester vorgelebt, die rank und schlank ist. Trotz zweier Kinder, die sie hat. Auch wenn es Willow versteht, sich regelmäßig in Selbstzweifeln zu suhlen, hat sie einen Humor dafür entwickelt, in Situationen, im Alltag damit umzugehen. Ja, sogar damit zu spielen. Das finde ich gut. Sie nimmt sich nicht bierernst. Das erklärt den Erfolg bei der männlichen Schöpfung.

Dieser Humor von Willow trägt den Leser auch durchs Buch. Schnell entwickeln sich Zufälle und Begebenheiten für sie, die sie nötigen, aus ihrer Unsicherheit herauszutreten. Die ihr auf zauberhafte Art und Weise ein Selbstbewusstsein verleihen, von dem sie glaubte, dass es nicht möglich ist. Ich möchte an der Stelle so wenig wie möglich von der Geschichte erwähnen. Es sei aber gesagt, dass sich Willow Personen und Geistern aus der Vergangenheit stellen muss. Das erklärt den Titel und macht den Reiz der Geschichte überhaupt aus.
Mir hat ebenso immer wieder das Zusammenspiel von den Charakteren im Buch gefallen. Besonders Chloe, die Ex-Stieftochter von Willow hatte es sehr besonderes, keckes und doch sehr reifes für ihr Alter. Dazu der Humor und die Dialoge. Das sind elementare und wichtige Grundsteine in diesem Roman. Das sind die Sachen, die Rowan Coleman kann und an den richtigen Stellen einsetzt, um zum Beispiel bittersüße Szenen zu meistern. An diesen Stellen fahren die Gefühle Achterbahn und Coleman fesselt den Leser ans Buch.

Allerdings muss ich jetzt zu dem Punkt kommen, wo ich erklären möchte, warum das Buch trotz alldem nicht an meine Hoffnungen und Erwartungen herankommt.
Irgendwann im Laufe der Geschichte, dachte ich mir bei den Handlungen, den Dialogen und Persönlichkeiten im Buch, und einer gewissen Darstellung von zwei oder drei Gegenständen, dass es zu sehr Chick-Lit, typisch Frauenroman, ist. Dass es trotz des liebevollen Schreibstils und einer gewissen Tragik, zu Happy-Hippo-Yeah-Yeah-mäßig war. Und das volle Ausmaß der Tragik so gebündelt und plötzlich gegen Ende erst aufploppte. Ich fand das nicht vollkommen bescheuert, aber ich fand es schade, dass man diese weichen, sehr zerbrechlichen Momente nicht schon eher in die Geschichte einstreuen konnte. Obwohl es immer um Willow und etwas in ihrem Leben geht, wirkte es auf mich, als wären es zwei unterschiedliche Leben und Personen, die plötzlich miteinander kollidieren. Und das auf sehr unhomogene Art.
 

Fazit

Insgesamt empfand ich „Wolken wegschieben“ von Rowan Coleman als amüsante, leichte Lektüre, die man Zwischendurch oder im Urlaub super nebenher lesen kann. Es hat einige wirklich gute Momente, die das Herz berühren, einem ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert und für Fans von Coleman ist das ein Must-Read! Ganz klar! Allerdings konnte das Buch nicht an meine eigenen Erwartungen in Bezug auf Emotionen und Umsetzung anschließen und ich bin deswegen etwas enttäuscht.