Rezension

Happy Birthday: 10 Jahre Zombieapokalypse mit "Walking Dead"

The Walking Dead 01: Gute alte Zeit - Robert Kirkman

The Walking Dead 01: Gute alte Zeit
von Robert Kirkman

Bewertet mit 4 Sternen

Heute vor 10 Jahren erschien das erste Heft der Serie "Walking Dead" bei Image Comics. Ein Grund zu Feiern. Wie passend, dass bald wieder Halloween ist: Zeit für skurrile Kostüme, Horrorfilmklassiker im TV und Kürbissuppe.
Trotz des ganzen gruseligen Ambiente klingt das doch sehr gemütlich, oder?
Hand auf Herz: Wir gruseln uns doch von Zeit zu Zeit alle gerne, haben früher heimlich Stephen King unter der Bettdecke gelesen und freuen uns heute immer noch über Thriller, welche Gänsehaut erzeugen.
Halloween 2010 startete die Serie auch US Fernsehen und sorge für großes Aufsehen. Es gab Rekordeinschaltquoten und zahlreiche Preise, schnell hieß es, die durch Frank Darabont (Die Verurteilten & Green Mile) verfilmte Serie setzte neue Maßstäbe.
Zombiefilme fristeten lange ein eher unbeachtetes Dasein jenseits des öffentlichen Interesses, Filme wie “Night Of The Living Dead” oder auch “Return Of The Living Dead” waren eher was für eingefleischte Fans oder trashige Filmabende.
Woher dann der plötzliche Hype?

Ursprung der TV-Serie ist die immer noch laufende, gleichnamige Comicreihe (USA: Image Comics; Deutschland: Cross Cult).
Ja, es ist Horror und ja, mit Zombies.
Doch ist das alles?
Der Erfolg muss einen anderen Schwerpunkt haben, denn alleine mit “Brains!” raunenden Zombies ließen sich nicht bändeweise Stories füllen.
Interessant sind die detailliert charakterisierten (menschlichen) Protagonisten in einer Welt, in der die Frage “Was wäre, wenn die Welt wie wir sie kennen und lieben, von Zombies überrannt würde?” gestellt und beantwortet wurde.
Kurzes Nachdenken (…das Wort zum Sonntag müsst ihr euch allerdings woanders abholen):
Heutzutage nehmen wir so vieles für selbstverständlich:
Familie, Freunde, Kollegen, täglich mindestens 3 Mahlzeiten, Benzin & Zigaretten an der Tankstelle, einen durchgängig geöffneten Supermarkt und reibungslos funktionierendes Internet.
Auch Rick lebt in einer Welt, welche vorerst in Ordnung ist. Er hat Frau, Kind und seinen Beruf als Polizist, glaubt fest an Gerechtigkeit und familiäre Werte.
Bei einem Einsatz mit Schusswechsel wird er getroffen und fällt ins Koma.
In einem Krankenhausbett wacht er allein wieder auf. Wie lange war er außer Gefecht? Niemand reagiert auf sein Läuten oder seine Hilfeschreie und so fängt er an, durchs Krankenhaus zu streifen.
Man wird ein wenig an den Beginn von “28 Days Later” erinnert.
Schnell wird Rick klar, dass etwas oberfaul ist: Lebende Leichen, eine verlassene Welt und leeres Zuhause erwarten ihn.
Rick empfindet es wie einen Alptraum, nur mit dem Unterschied, dass er nicht aufwacht – doch als Mann der Tat verzweifelt er nicht, sondern macht sich auf die Suche.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier schreibe, dass Rick seine Frau Lori und seinen Sohn Carl findet. Sie sind in einer Gruppe von Überlebenden, zu der auch sein Streifenwagenpartner Shane gehört.
Es bebinnt ein täglicher Überlebenskampf, die Jagd nach sicheren Plätzen und Lebensmitteln.
Das interessante sind die Interaktionen und zwischenmenschlichen Facetten, weche nun zum tragen kommen.
Alle stehen angesichts der Katastrophe unter großem Stress: Die bunt gemischte Gruppe weiß, dass der Zusammenhalt des Teams entscheidend ist, und dennoch sind einige gezwungen, mit Menschen auszukommen, mit welchen sie sich im Leben zuvor niemals abgegeben hätten.
Streit und Misstrauen, Rangeleien um die Hackordnung fangen nun an sich breit zu machen, und als wäre dies nicht genug, kann hinter jeder Ecke ein Zombie lauern, welcher schon ganz wild auf einen Happen Menschenfleisch ist…
Robert Kirkman erzählt eine durchdachte Geschichte voller Wendungen, Action aber auch tragischen Momenten. Die Vielzahl der Charaktere verleiht den einzelnen Episoden zudem auch etwas Soap Opera artiges.
Tony Moore setzt alles mit klaren, detaillierten schwarz/weiß-Zeichnungen um, sein Stil ist mehr als bloße graphische Umsetzung, brilliert vielmehr in dem Genre und verleiht “Walking Dead” die nötige Tiefe, um die Besonderheit der Geschichte zu unterstreichen.
Hier hat ein perfekt zusammenarbeitendes Duo zusammengefunden und wird uns hoffentlich noch mit zahlreichen interessanten und skurrilen Geschichten unterhalten.

Ich wünsche euch beim Lesen und Gruseln eine spannende Unterhaltung – Happy Halloween!