Rezension

Hart, realistisch,menschlich - einer toller Krimi

Herbstlaub - Thomas Eppensteiner

Herbstlaub
von Thomas Eppensteiner

Bewertet mit 4.5 Sternen

~~Es ist kein schöner Herbst im Wiener Wald als auf einem Parkplatz der leere Wagen der jungen Journalistin Sonja Aumann gefunden wird. Aber da es nicht verboten ist, sein Auto unversperrt stehen zu lassen, nimmt die Polizei den Vorfall nicht ganz so wichtig. Es gibt schließlich chronischen Personalmangel und viele Aufgaben für zu wenig Leute.
Aber Harald Schirmer, der Chefinspektor vertraut auf sein Bauchgefühl und ermittelt trotzdem. Es fällt ihm nicht leicht. Sein Assistent und Vertrauter Hasler ist in Kur und als rechter Misanthrop kommt er nicht besonders gut klar mit seinen Kollegen. Aufbrausend, verletzend und ungeduldig ist die Zusammenarbeit mit ihm kein Zuckerschlecken, aber seine Spürnase weist ihm den weiteren Weg. Sonja Aumann war einer Story auf der Spur, so heiß, dass sie von Ehrgeiz getrieben, alle Vorsicht fahren liess und allein ermittelte. Die Suche nach der Frau und die immer konkreteren Spuren führen zu einem Verbrecherring aus Osteuropa  und bringen Schirmer an den Rand eines Zusammenbruchs, eine Entgleisung bei einer Zeugenbefragung führt zur Beurlaubung. Befreit von den Zwängen ermittelt Schirmer rauschhaft weiter und bringt sich selbst in große Gefahr.
Ein Regionalkrimi aus dem Wiener Wald steht auf dem Titel, sicher weil der Verlag in diesem Genre führend ist. Aber das führt hier in die Irre. Herbstlaub ist ein ausgezeichnet und schnörkellos geschriebener Kriminalroman ohne das übliche Lokalkolorit aus grantelnden Einheimischen, vielen Dialekteinsprengseln und oft überbordender Komik. Dabei fehlt es hier auch nicht an lebendigen Figuren mit Wortwitz und hintersinniger Situationskomik. Aber es ist nicht in den Vordergrund gestellt. Es ist ein kompromissloser Roman, der die aktuellen gesellschaftlichen Probleme, Kriminalität und Geldgier beschreibt und einen Ermittler, der so real wie im Alltag , mit Budget, Ergebniszahlen und der Verwaltung kämpft. Diese genaue Kenntnis der amtlichen Arbeitsweise machen den Krimi ganz besonders authentisch. Dabei steigert sich die Spannung von Tag zu Tag, da der ganze Fall  innerhalb in einer nasskalten Oktoberwoche spielt und der Leser deshalb ganz nah am Geschehen ist. Die wechselnden Erzählperspektiven: Polizei – Sonja Aumann – Verdächtige – Täter bringen noch eine besondere Dimension in dieses Buch.
Mein Fazit: ein toller Kriminalroman, der nicht auf das Genre Regionalkrimi reduziert werden sollte, der spannend und realistisch ein Bild unserer Gesellschaft zeigt und den man kaum zur Seite legen kann.  Eine echte 5 Sterne Empfehlung.