Rezension

Hat mich nicht gefesselt

Lügenpfad -

Lügenpfad
von Brigitte Pons

Bewertet mit 2 Sternen

Dorfpolizist Frank Liebknecht wirbelt alten Staub auf, als er eigentlich aus privaten und nichtigen Gründen im Vielbrunner Zeitungsarchiv stöbert. Vor über zwanzig Jahren gab es dort nämlich eine Friedensbewegung, die gegen das amerikanische Munitionslager im Vielbrunner Wald demonstriert hat. Neugierig geworden stellt Frank im Dorf Fragen über diese Zeit voller explosiver Spannung und angespannter Stimmung und ahnt dabei nicht, dass er dadurch schlafende Hunde weckt. Wirklich bewusst, was er da ins Rollen gebracht hat, wird ihm erst, als sein Freund Marcel verschwindet – und es an Frank liegt, die noch unbekannten Fäden der Vergangenheit zusammenzuführen und bis in die Gegenwart weiter zu spinnen. Wird es ihm gelingen, das alte Rätsel rechtzeitig zu lösen, um Marcel zu retten?

„Lügenpfad“ ist der fünfte Band von Brigitte Pons Odenwald-Reihe um den Ermittler Frank Liebknecht. Ein Quereinstieg ist jedoch problemlos möglich, relevante Informationen aus den ersten Bänden werden gut in die Handlung eingeflochten, so dass die ersten Bände nicht gelesen werden müssen, um dem Geschehen zu folgen.

Der Einstieg in „Lügenpfad“ hat sich für mich leider etwas schwierig gestaltet, ich habe sehr lange nach Zusammenhängen gesucht und konnte über die Hälfte des Buches keine Verknüpfungen finden. Vielmehr gab es zahlreiche parallel verlaufende Handlungsstränge, die erst relativ spät und unspektakulär, teilweise zufällig und nicht besonders raffiniert zueinander gefunden haben.  Für mich hatte das Buch leider keinen wirklichen Fokus, ich habe bis zum Schluss nicht wirklich verstanden, worum es eigentlich geht und was der Kernpunkt der Geschichte sein soll. Der rote Faden war nicht erkennbar. Die im Klappentext angekündigte Geschichte rund um das amerikanische Munitionslager hat kaum Beachtung gefunden. Da mich diese Ursprungsgeschichte aus den 80iger Jahren auf das Buch neugierig gemacht hatte, war ich hinsichtlich seiner kurzen, nebensächlichen Abhandlung enttäuscht. Auch der Bezug zur RAF schien erzwungen und wenig authentisch. Insgesamt hat sich die Geschichte nur sehr langsam weiterentwickelt und wurde eher verwirrend als aufregend. Es kam keinerlei Spannung auf und das Buch ist nur zäh zu Ende gegangen. Für mich las sich „Lügenpfad“ leider schwierig und ich bin weder mit den Figuren, noch mit der Story wirklich warm geworden.

Frank Liebknecht als Protagonist blieb für mich zunächst eher blass. Im Folgenden hat er mich durch sein unprofessionelles und wenig nachvollziehbares Verhalten eher genervt. Er erschien behäbig und launisch und nicht wie der junge, engagierte und beliebte Dorfpolizist, den er darstellen sollte. Auch die Nebenfiguren blieben blass und wenig greifbar, lediglich Isolde als Chefin hat mir imponiert.

Schade fand ich auch, dass „Lügenpfad“ als „Odenwald-Krimi“ angekündigt wurde, ich aber wenig bis gar kein typisches Lokalkolorit finden konnte. Nähere Beschreibungen zu Landschaft, Gegend und Menschen waren eher allgemein gehalten, so dass man das Buch auch in zahlreiche andere Regionen Deutschlands verorten könnte. Für den angekündigten Lokalkrimi war mir alles zu oberflächlich gehalten.

Fazit:

Die Grundidee mit dem amerikanischen Munitionslager und der RAF-nahen Friedensbewegung im Odenwald war eine gute, an der Umsetzung hat es leider gemangelt. Mir fehlte eine nachvollziehbare, authentisch wirkende Geschichte, sympathische Protagonisten, eine stimmige Zusammenführung der Handlungsstränge und der Odenwald-Bezug. Ich werde deshalb keine weiteren Geschichten dieser Reihe lesen.