Rezension

Hat mir total gut gefallen. Spannend!

Töte John Bender! - Vincent Voss

Töte John Bender!
von Vincent Voss

Bewertet mit 5 Sternen

Tom Breuer ist ein Coach der besonderen Art. Gemeinsam mit seinem Angestellten Jens bietet er Seminare für Führungskräfte an. Auf der dänischen Südseeinsel Tyreholm bringt er verschiedene Manager und Chefs “back to the roots”, indem sie unter einfachsten Bedingungen lernen sollen, miteinander umzugehen. Dazu gehören Dinge wie Feuer machen, Wasser suchen und eine Unterkunft bauen. Normalerweise läuft das Geschäft sehr gut und die Seminare sind gut besucht und teuer. Dieses Mal ist jedoch alles anders und es geschehen Dinge, die so nicht von Tom geplant waren. Außer der Seminar-Gruppe scheint noch eine weitere Person auf der Insel zu sein und diese Person setzt alles daran, das Seminar zu sabotieren und Tom in Bedrängnis zu bringen. Tom nimmt die Herausforderung an und beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen – möglichst, ohne die Seminar-Teilnehmer merken zu lassen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

“Töte John Bender” ist inzwischen der dritte Roman von Vincent Voss, den ich am liebsten in einem Rutsch inhaliert hätte, wenn ausreichend Freizeit vorhanden gewesen wäre.
Wie auch in  den beiden Romanen zuvor (172,3 und Faulfleisch), versteht Vincent Voss sein Handwerk und hat mich gleich von der ersten Seite an komplett für die Story eingenommen.
Schon die Charaktere sind sehr gut gelungen und machen richtig Spaß. Tom Breuer ist ein Mensch, der nur auf den ersten Blick sympathisch erscheint. Er, der erfolgreiche Coach und Geschäftsmann, ist eigentlich ein von sich selbst eingenommener, Kette rauchender Frauenheld, der sich selbst für das Maß aller Dinge hält. Er stellt seine Kompetenz weit über die seines Angestellten Jens. Allerdings wird dem Leser sehr schnell klar, dass Tom eigentlich ein Opfer seiner eigenen Selbstüberschätzung ist und Jens gar nicht so unfähig ist, wie Tom es gerne hätte.
Die Seminar-Teilnehmer wurden charakterlich ganz wunderbar ausgearbeitet. Nahezu jeder von ihnen ist nicht das, was er anfangs zu sein scheint. Alle haben so ihre Geheimnisse und sorgen zwischendurch immer wieder für Überraschungen.
Vincent Voss lässt sich mit der Entwicklung des Plots etwas Zeit und gibt dem Leser genügend Gelegenheiten, in die Falle zu tappen und einigen falschen Fährten auf den Leim zu gehen. Das ist, wie ich finde, wirklich gut gelungen, denn auch ich bin reingefallen und habe mindestens zwei Mal falsche Schlüsse gezogen. So gesehen treibt auf der Insel jemand ein falsches Spiel mit Tom und Vincent Voss macht das selbe mit seinen Lesern.
Die Auflösung ist schließlich eine echte Überraschung und ließe theoretisch sogar eine Fortsetzung zu. Mehr will ich aber dazu nicht sagen, weil es sich auch so schon hart an der Spoiler-Grenze bewegt.
Insgesamt gibt es einige wirklich gelungene Spannungsmomente, die sich dem Leser in einer herrlich knisternden Atmosphäre präsentieren. Die Fans von übertriebener Gewaltdarstellung und exzessiven Sex-Szenen kommen hier evtl. ein wenig zu kurz. Obwohl nur wenig Blut und Erotik vorhanden sind, kommt der Roman komplett ohne Übertreibungen in diesen Bereichen aus und punktet stattdessen mit Atmosphäre und Intelligenz.
Schließlich bleibt mir noch zu sagen, dass es eine Schande ist, dieses Buch mangels Lesezeit zu oft zu unterbrechen, weil es eigentlich ein “In-einem-durch-Verschlinger” ist. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich einige Stunden dafür reservieren, um es angemessen auszukosten.
Abschließend noch meinen zähneknirschenden Dank an Vincent Voss für diesen hundsgemeinen Ohrwurm aus den Achtzigern. “Don’t you (forget about me)” von den Simple Minds begleitet den Leser quer durch die Lektüre und lässt ihn dieses Lied den ganzen Tag vor sich hin pfeifen.

Fazit:
“Töte John Bender” von Vincent Voss ist ein intelligent gestrickter Thriller, der mit Sicherheit allen Fans des Genres die zu erwartende, wohlige Gänsehaut liefert und sie gekonnt dazu bringt, den Haushalt und familiäre Pflichten schleifen zu lassen. Dafür gibt es eine absolute Kaufempfehlung von mir.