Rezension

Hervorragend, spannend und emotional zugleich

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre -

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
von Marie Lacrosse

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Blick hinter die Kulissen der Kaiserzeit

Klappentext:

Wien, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Sophie von Werdenfels flüchtet aus der tristen Atmosphäre ihres Elternhauses so oft wie möglich in die Pracht des Kaffeehauses ihres bürgerlichen Onkels. Dort lernt sie Richard von Löwenstein kennen, einen persönlichen Freund des Kronprinzen Rudolf. Während sich die beiden verlieben, schwärmt Sophies beste Freundin Mary für den verheirateten Kronprinzen. Ungeachtet aller Warnungen Sophies, lässt sich Mary sogar auf eine Affäre mit Rudolf ein. Und niemand ahnt, dass dadurch das Kaiserreich in seinen Grundfesten erschüttert wird …

Der Glanz der Belle Epoche und eine junge Frau zwischen Etikette und Selbstbestimmung

 

Marita Spang, eine promovierte Psychologin, ist als Autorin eine Seiteneinsteigerin. Mit ihrem ersten Buch Hexenliebe, dem noch drei weitere historische Romane folgten, gewann sie 2015 auf Anhieb den Goldenen HOMER, einen Literaturpreis, der die Vielfalt der historischen Unterhaltungsliteratur fördern möchte.

Unter dem Pseudonym Marie Lacrosse veröffentlichte der Goldmann Verlag ihre erste Trilogie: „Das Weingut“. Das war ihr Durchbruch mit dem sie es auf die Spiegel Bestsellerlisten schaffte.

Ende September erschien das erste von drei Büchern ihrer Kaffeehaus Saga. Es spielt hauptsächlich in Wien zur Zeit der K und K Monarchie und konzentriert sich auf die tragische Lebensgeschichte des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Rudolf, dessen Mutter ist Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi. Sein Freitod ging als die Mayerling - Affäre in die Geschichte der Habsburger ein.

Das sehr edle Cover des Buches, als Klappenbroschur gestaltet, ist in zarten Farben gehalten. Es zeigt eine anmutige junge Frau vor einen Café in Wien. Die Innenseite wurde mit Rezept und Bild der Mokkaprinzentorte kreiert, die in diesem Buch eine Rolle spielt.Was ich nicht so ideal finde, ist die weiße Schrift auf den Innenklappen.

Durch die bildhafte Erzählweise fühlte ich mich mitten in der Geschichte. Sehr hilfreich waren dabei der Stadtplan von Wien und die Landkarten der damaligen Zeit.

Dem Roman vorangestellt sind ein umfangreiches Register über die historischen Persönlichkeiten und die handlungstragenden fiktiven Figuren.

Stephan Danzer, der bürgerliche Onkel der jungen Sophie von Werdenfels. führt das mondänes Kaffeehaus mit dem Café Prinzess. Statt der tristen Atmosphäre, die seit dem Tod ihres geliebten Vaters in ihr Elternhaus einzog, liebt sie das Ambiente dort sehr. Mit der Wiederheirat ihrer Mutter ging das gesamte Vermögen und die Vormundschaft auf den ungeliebten und despotischen Stiefvater über. Sooft es möglich ist, flüchtet sie ins Café. Dort begegnet sie Richard von Löwenstein, einen Freund des Kronprinzen Rudolf. Diese beiden jungen Adligen wurden zusammen mit ihren Familien von Marie Lacrosse als verbindende Protagonisten erschaffen. Sie führen durch diesen sehr umfangreichen Roman und lassen uns eintauchen in die Welt der Monarchie, der dort herrschenden Traditionen, die Etikette, die auf jeden Fall einzuhalten sind. Egal,was passiert. Das Wichtigste ist immer die Contenance zu wahren.

Sophie, Piefi genannt, ist eng befreundest mit der Baronesse Marie Alexandrine von Vetsera, genannt Mary. Diese beiden Fräulein teilen ihre Geheimnisse und Schwärmereien einander mit.

Mary schwärmt schon immer für den Thronfolger und sammelt Bilder, die von ihm in Wiener Salonblättern erscheinen. Leider bleibt es nicht dabei. Sie versucht ständig ihm aufzufallen. Es gelingt ihr und sie treffen zusammen. Sophie und Richard erfahren, durch ihre Freundschaften zu Mary und Rudolf aus erster Hand, was sich zusammen braut. Leider ist die Baronin Helene von Vetsera viel zu nachgiebig zu ihrer Tochter und bemerkt nicht, auf welchen Abwegen sich die gerade 17-jährige Mary schon befindet. Ihre Ansicht ist, dass es solche Geschichten nur im Theater gibt und nicht im wirklichen Leben. Welch ein Irrtum.

 

Es wurde gelogen, betrogen, bestochen, vertuscht und immer wieder falsches Zeugnis abgegeben. All das nur, um den Schein nach außen zu wahren.

Kaiser Franz Joseph führte ein strenges erzkonservatives Regime. Veränderungen, die sein liberal denkender Sohn, Kronprinz Rudolf, gern durchgesetzt hätte, um die Regentschaft moderner zu gestalten, ließ er nicht zu. So konnte er nicht, in der Rolle des Thronfolgers agieren. Aus den Regierungsgeschäften wurde er heraus gehalten. Er fühlte sich unglücklich und suchte sein Glück bei anderen Frauen, was gesundheitliche Folgen hatte.

 

Marie Lacrosse hat hier eine spannende Geschichte erzählt, die historisch belegt ist und als Mayerling - Affäre noch immer nicht vergessen ist. Sehr akribisch hat sie recherchiert, die Schauplätze in Wien und Umgebung besucht und viel Quellenmaterial studiert. Bis zum Ende des Buches habe ich mit gefiebert. Die Spannung war so stark, dass ich es nur ungern aus der Hand legte.

Viel habe ich von den Gepflogenheiten am Kaiserhof auf der einen und vom Überlebenskampf der einfachen Menschen, die auf jeden Kreuzer angewiesen sind, auf der anderen Seite, erfahren.

Ich finde das Buch, mit dem Marie Lacrosse ihre zweite Trilogie begann, einfach brilliant und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen. Es erhält von mir 5 Sterne, mehr gibt es leider nicht.

Nun bin ich gespannt auf den zweiten Teil der Saga. Wie mag es mit Sophie weiter gehen, die zu viel weiß?