Rezension

Herz, Humor und Verstand - klare Leseempfehlung

Fuck you Leben! - N. Pratt

Fuck you Leben!
von N. Pratt

Klappentext:

Hannah ist 15. Sie mag Jungen, sie mag Sex – und sie ist schwanger. Sie weiß zwar, von wem, aber das kann sie auf gar keinen Fall sagen.

Aaron ist 16. Er ist neu auf Hannahs Schule, weil an seiner alten Schule etwas Schlimmes passiert ist. Und Aaron gibt sich die Schuld daran. Seit dem hat das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen. Und so stellt er sich vor Hannah, als eine fiese Facebook-Seite mit dem Titel ›Wer ist der Vater?‹ online geht. Mehr noch, er gibt sich offiziell als Vater des Babys aus, mit aller damit verbundenen Verantwortung. Doch kann so eine ›rein platonische‹ Vaterschaft gut gehen?

Meine Meinung:

“Fuck you Leben!” ist eine abgeschlossene Geschichte, die von der 15-jährigen Hannah und dem 16-jährigen Aaron erzählt. Es geht um Freundschaft, Liebe und Vertrauen – alles Werte, die in jeder Partnerschaft großgeschrieben werden sollten. Doch Hannah und Aaron sind kein traditionelles Liebespaar. Sie sind allerbeste Freunde und das, was Aaron für Hannah tut, könnte man mehr als ritterlich bezeichnen.

Meine Begeisterung für diesen Roman fängt schon bei der Aufteilung der Kapitel bzw. Erzählweise an. Die Geschichte wird uns in der Gegenwart im Tagebuchstil präsentiert. So werden die einzelnen Stationen klar gegliedert und man weiß sofort, wie viel Zeit vergangen ist. Auch die Sichtweisen der beiden Protagonisten werden durch verschiedene Schriftarten + Überschriften von einander getrennt. So kann man bei beiden Teenagern nachvollziehen, was sie gerade beschäftigt, denn die einzelnen Passagen werden natürlich in der Ich-Form erzählt.

Zunächst war ich skeptisch, weil ich gedacht hatte, dass es sich nur wieder um ein “Skandalbuch” handelt, bei dem soziale Unterschiede deutlich gemacht werden und irgendwann der ganz große Absturz erfolgt. Aber ich wurde von der ersten Seite an positiv überrascht und dies hat sich auch bis zum Ende bewahrheitet. Die Geschichte von Hannah und Aaron ist nicht nur authentisch, sondern auch einfühlsam. Die beiden Charaktere muss man sofort ins Herz schließen und man fiebert regelrecht mit, was als nächstes geschieht. Die Autorin weiß, wie man immer wieder eine Spannungskurve einbaut, denn was man zunächst vermutet, erweist sich dann als ganz anders – und das passiert nicht nur einmal.

Hannah stellt den typischen weiblichen Teenager dar. Sie ist gerade in einer Phase, wo man sich selbst finden muss und noch viel Wert auf die Meinung der besten Freundin legt. Sie ist zwar auf der anderen Seite auch ein Freigeist und gehört nicht zu den Beliebtesten auf der Schule, aber sie schlägt sich trotzdem mit den Problemen herum, mit denen sich alle 15-jährigen Mädchen herumschlagen: Liebe, Sex und Freundschaft. Obwohl ich sie eher als schwierigen Charakter beschreiben würde, kauft man ihr in jeder Minute ab, dass sie “echt” ist. Auch Aaron wirkt nicht aufgesetzt, sondern authentisch. Man kann direkt in seine Seele blicken; spätestens wenn er sich endlich öffnet und sein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit preisgibt, versteht man ihn vollkommen. Kein klassisches Paar, wie man es sonst aus Romanen gewohnt ist, aber dafür umso liebenswerter.

Für mich hat dieser Roman alles, was ein gutes Jugendbuch ausmacht. Herz und Gefühl werden ganz großgeschrieben, aber nicht auf eine kitschige Art und Weise, sondern in einem Stil, der direkt unter die Haut geht. Man kann mit den Protagonisten lachen, denn auch der Humor kommt nicht zu kurz. Aber vor allem zeigt er eins: Das Leben macht was es will, selbst der beste Plan kann durch einen Fehler über den Haufen geworfen werden. Auch dort, wo Verzweiflung ist, kann etwas Gutes entstehen.