Rezension

Hexengesicht

Hexengesicht - Heike Schulz

Hexengesicht
von Heike Schulz

Tamara und ihre Klasse machen ihren jährlichen Ausflug diesmal unter dem Motto "Hexenverfolgung" in einen kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern. Die Jugendherberge ist ein ehemaliges Herrenhaus und vermittelt Tamara gleich bei ihrer Ankunft ein gutes Gefühl. Dies wird nur von der Zimmerverteilung getrübt, die sie in den Genuss von Josephine, einem Glamourgirl kommen lässt. Nach kurzen, anfänglichen Schwierigkeiten der beiden, die einen Waffenstillstand nach sich ziehen, landen beide bei einer Besichtigung zufällig in einer alten Kirche, in der plötzlich Merkwürdiges geschieht. In einem abgelegenen Teil des Gebäudes finden sie ein Gemälde, das einen ziemlich alten Eindruck macht. Ein Mädchen ist darauf abgebildet und es ist wunderschön, jedoch ist eine ihrer Gesichtshälften leider entstellt. Es hat den Anschein, als würde der nebenstehende Cherubim sie bewachen. Aber - hat sich das Mädchen da tatsächlich bewegt? Jo will das nicht glauben, doch ihre geistesgegenwärtig gemachten Handyaufnahmen belehren sie schnell eines Besseren. Gemeinsam versuchen die beiden das Geheimnis des Bildes zu lösen. Wer war das Mädchen? Und warum hat es sie angesehen?

Das Buch "Hexengesicht" ist optisch wirklich eine Augenweide. Die Oberfläche ist samten, der Titel prankt mit goldenen Lettern auf dem Cover, das ein hübsches, junges Mädchen darstellt, umgeben von Ranken. Es hat mir gleich von Anfang an gefallen und ist ein echter Hingucker.
Der Schreibstil ist flüssig und der Roman beginnt mit einem Prolog aus der Vergangenheit. Hier erfährt der Leser etwas über das Schicksal eines jungen Mädchens namens Friederike. Sie wurde der Hexerei bezichtigt, verfolgt und dann gestellt.
Ihre Geschichte ist grundlegend für den nachfolgenden Teil des Romans, der in der heutigen Zeit spielt. Dabei müssen sich die Hauptcharaktere zunächst erst einmal zusammenraufen. Da ist auf der einen Seite, die etwas flippige Tamara, die stets wallende Gewänder trägt, sich mit alternativer Heilkunst beschäftigt und eine Anhängerin der Wiccas ist. Dem gegenüber steht die stets durchgestylte Jo, mit ihren Markenklamotten, die Mitglied einer angesagten Mädchenclique ist und von sich selbst sehr überzeugt wirkt. Doch die Fassade trügt und hinter Jos Äußerlichkeiten steckt doch ein sehr verletzlicher Mensch, der sein Augenmerk nur ein wenig zu lange auf die Oberflächlichkeiten des Lebens gelegt hat. Es war sehr schön zu verfolgen, wie sich die beiden Charaktere entwickelten und sich im Laufe der Handlung immer mehr annäherten, bis hin zu einer aufkeimenden Freundschaft.
Sehr bewegend waren die Szenen, in denen Tamara in die Vergangenheit abglitt und das Ende von Friederikes Leben noch einmal miterlebte. Die Beschreibungen waren sehr bildhaft und detailgetreu. Dadurch hatte ich während des Lesens das Gefühl, dabei zu sein und habe mit Friederike mitgelitten. Hier konnte man sehr gut feststellen, dass die Autorin sehr ausführlich recherchiert haben muss, da sie das Geschehen so authentisch und lebendig geschildert hat.

Eine wundervolle Geschichte über die Macht von Freundschaft und Gerichtigkeit und, die zudem am Beispiel der Hexenverfolgung aufzeigt, wie gefährlich Vorurteile sein können. "Hexengesicht" ist der spannende Debütroman der Autorin Heike Schulz, von der ich in Zukunft hoffentlich noch viel lesen werde.