Rezension

Historisch bewegender Münchener Krimi, aus den stürmischen 20er Jahren

Herbststurm - Angelika Felenda

Herbststurm
von Angelika Felenda

Bewertet mit 4.5 Sternen

Aufregende Ermittlungen vor politischer Bühne

Während der Münchener Kommissär Reitmeyer nach Mördern fahndet, wird sein Schulfreund Rechtsanwalt Sepp Leitner von einer reichen Exil-Russin beauftragt, nach deren Tochter zu suchen. Beide führen ihre Recherchen tief in die Abgründe der damaligen politischen Gruppierungen. Revolutionieren Freicorps, Exilmonarchisten und auch linke kommunistische Gruppierungen. In den 20er Jahren ist Politik keine leichte Sache. Sind ihre Fälle etwa miteinander verwoben!?

 

Der Kriminalroman „Herbststurm“ von Autorin Angelika Felenda ist nach der „Der eiserne Sommer“ und Wintergewitter“ der dritte Band einer Serie mit Kommissär Reitmeyer, der im historischen München der 20er Jahre spielt. Damals keine einfache Zeit, Verschwörungen, Putschversuche und die unterschiedlichsten politisch extremen Richtungen, die allesamt miteinander kollidieren.

Das muss der Kommissär am eigenen Leib erfahren, gerät er doch zunehmend mit der politischen Abteilung im Polizeipräsidium in Konflikt, je tiefer er versucht die Strukturen eines merkwürdigen rechten Bundes „Treu-Oberland“ zu ergründen. Gekonnt sind in der Geschichte Fiktion mit Historie verbunden. Die Protagonisten Reithuber, dessen Freund Sepp Leitner, die Ärztin Caroline und der Kriminalassistent Radler sind wirklich treffend charakterisiert und sehr sympathisch. 

Ein flüssig zu lesender Schreibstil unterstützt den Lesefluss, auch der Spannungsbogen bleibt während der Story kontinuierlich angezogen und man muss schon ein wenig aufpassen, während sich die Geschichte entwickelt, da die Verhältnisse nicht gerade unkompliziert sind. Der Leser erfährt viel über die damaligen Verhältnisse, Politik und das Münchener Stadtleben. Auch in den Anmerkungen am Ende kann man noch interessante Informationen zur damaligen politischen Lage lernen. 

Als ortskundige und langjährige Münchener Innenstadtbewohnerin lag mein Focus besonders auf den Beschreibungen des damaligen Stadtbildes, eine Zeitreise, die ich wirklich großartig fand.

Als Thriller würde ich das Werk nicht gerade betrachten (wie auf der Rückseite charakterisiert), sondern schon ehr als historischen Kriminalroman, mit ein bisserl Münchener Lokalkolorit und 20er Jahre-Flair gewürzt. Auch ohne seine Vorgänger zu kennen ist das Buch hervorragend zu lesen und hat mich großartig unterhalten.