Rezension

Historischer Krimi

Der Tote am Hindenburgdamm - Kari Köster-Lösche

Der Tote am Hindenburgdamm
von Kari Köster-Lösche

Bewertet mit 4 Sternen

1923 ist die Weimarer Republik in Auflösung begriffen, Deutschland leidet unter Inflation und hungert. Dies ist die politische Situation, in der Kriminalinspektor Niklas Asmus aus Rostock nach Sylt strafversetzt und degradiert wird. Die dortige Polizeiwache empfängt ihn nur sehr widerwillig und auch das Inselvolk ist ihm gegenüber eher feindselig gestimmt. Doch im Lauf der Zeit kann er an Achtung gewinnen, denn im Gegensatz zu seinen Kollegen und Vorgesetzten, einer ein fanatischer Kommunist, der andere ein Deutschnationaler, nimmt er seine Aufgabe ernst und sucht nicht seinen persönlichen Vorteil.
Mit diesem Buch kann man sich sehr gut in die damalige Stimmung hineinversetzen. Den Nationalsozialismus kann man im Hintergrund fast schon trommeln hören. Der Fortschritt der Handlung ist über lange Strecken sehr betulich, bis es gegen Ende doch eine Aufklärung gibt. Die Protagonisten haben sehr unterschiedliche Charaktere, und jeder einzelne steht quasi auch für eine andere politische Ansicht. Eigentlich ist der Roman mehr ein Gesellschaftsszenario vom Vorkriegsdeutschland als ein Krimi. In jedem Fall ist es interessant, wie Sylt schon damals Anlaufpunkt der Reichen und Schönen war, und wie frühzeitig der Ausverkauf der Insel begonnen hat, ohne Rücksicht auf die Bewohner oder gar der Natur.
Das Hörbuch wird gut von Markus J. Bachmann vorgetragen.