Rezension

Hochspannung von Anfang bis Ende

Der Killer von nebenan - Alex Marwood

Der Killer von nebenan
von Alex Marwood

Eine junge Frau sitzt bei der Polizei und wird wegen eines Verbrechens vernommen, das in dem Mietshaus geschehen ist, in dem sie wohnt - Nr. 23 Beulah Grove, eine Straße in Croydon, einem südlichen Randbezirk von London. Dort hält die Gentrifizierung zwar allmählich Einzug, hat aber die Nr. 23 noch nicht erreicht.  In diesem heruntergekommenen, verfallenen Haus haben sechs Personen Zuflucht gefunden, von denen jeder sein Päckchen mit sich herumträgt und einen guten Grund dafür hat, dass er dort wohnen und sich der Willkür des schmierigen Verwalters ausliefert.

Das ist die Ausgangssituation in Alex Marwoods neuem Roman „Der Killer nebenan“, einem außergewöhnlichen und hochspannenden Thriller, der die persönlichen Geschichten der sechs Personen erzählt – nein, eigentlich sind es ja sieben mit dem Verwalter. Drei Frauen, vier Männer, deren Wege sich kreuzen und deren Schicksale auf unheilvolle Art miteinander verbunden sind, denn einer der ihren ist ein Mörder mit äußerst ungewöhnlichen Neigungen und wohnt nebenan.

Schauen wir uns die Mieter einmal etwas genauer an: Da ist Cher, ein junges Mädchen mit einem großen Herzen, eine abgebrühte, scharf  beobachtende Ausreißer- und Streunerin, die sich mit Diebstählen über Wasser hält. Collette, die eine Tasche mit 100.000 Pfund herumschleppt, auf der Flucht vor ihrem ehemaligen Chef, nachdem sie gesehen hat, wie dessen Handlanger einen Mann zu Tode getreten haben. Vesta, eine Rentnerin, Mutter der Kompanie, die von der Hand in den Mund lebt und zu der alle Vertrauen haben. Zu diesem bunt zusammengewürfelten Haufens gehören außerdem noch Gerard, der Musiklehrer und Feingeist, Thomas, der einsame Gelegenheitsarbeiter und Hossein, der politische Flüchtling, der auf den positiven Bescheid seines Asylantrags wartet. Und, last but not least, der Verwalter Roy, ein schmieriger Typ, geldgierig und skrupellos.

„Der Killer nebenan“ ist zuallererst natürlich ein spannender Thriller, aber auf den zweiten Blick zeigt die Autorin auch die hässlichen Seiten der Großstadt, in deren dunklen Winkel die Mittellosen und Ausgestoßenen hausen. Es sind diejenigen, die durch die Maschen des Netzes gefallen sind, um die sich niemand kümmert. Die Facetten der Einsamkeit sind vielfältig, manchmal selbst gewählt, aber meistens ungewollt. Aber es gibt auch Hoffnung und Menschlichkeit, gerade dort, wo man es am wenigsten erwartet.

Spannend von Anfang bis Ende, ohne Längen, intelligent geplottet mit überraschender Auflösung. Lesen!