Rezension

Ich war begeistert

Zoe - Clay Carmichael

Zoe
von Clay Carmichael

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Den Hauptanteil nimmt hierbei Zoes Sicht ein, immer wieder unterbrochen von der Sichtweise eines streunenden Katers. Das war nicht nur oftmals amüsant, weil sehr gut und authentisch dargestellt, sondern gab der Geschichte auch etwas Besonderes. Man könnte meinen die Autorin wäre selber einmal Katze gewesen.
Beide, Zoe und der Kater, haben einiges gemeinsam. Sie sind von den Menschen enttäuscht, misstrauen ihnen daher und verlassen sich lieber auf sich selbst. In der Geschichte nähern sich die Beiden langsam an, und diese ungewöhnliche Beziehung spiegelt gleichzeitig die vorsichtige Kontaktaufnahme von Zoe zu ihrem Onkel Henry wider.
Doch die Geschichte spielt nicht nur in der Gegenwart. Immer wieder finden wir Bruchstücke aus Zoes Vergangenheit. Die Autorin versteht es daraus ein so gutes Gesamtbild zu formen, dass auch Zoes bisherige Kindheit plastisch vor dem Leser liegt. Man fragt sich, wie es dem Kind möglich war, nicht an dieser Vergangenheit zu zerbrechen, und erlebt ein Mädchen, dass einerseits verschlossen und vorsichtig ist, dann aber wieder mit Schlagfertigkeit und Selbstbewusstsein auftritt. Sie weiß ihr Leben alleine zu meistern, das hat sie über Jahre hinweg gelernt….

Der Roman begeistert durch seine bildhafte, teilweise poetisch anmutende Sprache/Schreibweise.
Die Charaktere sind außerordentlich plastisch, wirken lebendig und authentisch. Besonders Zoe und ihr nächstes Umfeld besitzen sehr viel Tiefe. Einige der Charaktere würde ich selber gerne einmal kennen lernen, weil sie so sympathisch, geradezu liebreizend dargestellt sind.

Dies ist ein Buch, dass zum nachdenken anregt, wie man selber mit seinen Mitmenschen umgeht. Es wechseln sich spannende Passagen mit ruhigeren, manchmal tiefsinnigen, nachdenklichen Teilen ab. Die Spannungsbögen sind so gekonnt eingebaut, dass sie das lesen durchgehend fesselnd gestalten, damit es jeden Leser anspricht.
Der Roman hat ein recht offen gestaltetes, unerwartetes Ende. Dies regt die Phantasie dazu an, die Geschichte selber zu Ende zu denken. Auf der einen Seite fand ich das gut, auf der anderen Seite warf es Fragen auf, die ich sehr gerne beantwortet hätte. Ein Folgeroman ist jedoch nicht geplant.

Ein tolles Buch, nicht nur für Jugendliche !