Rezension

In der Schlangengrube

Die Skrupellosen -

Die Skrupellosen
von Sadie Jones

Bewertet mit 3 Sternen

In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen Bea und Dan eine Auszeit. Sie entschließen sich, eine Reise durch Europa zu machen, und statten Alex Adamson, Beas Bruder, in Frankreich gleich zu Beginn einen Besuch ab. Obwohl das Hotel des labilen 37-Jährigen ziemlich heruntergekommen ist, kommt Dan allmählich dahinter, dass Beas Vater, ein großer Bauunternehmer, reicher ist als angenommen. Und dann stirbt Alex plötzlich auf mysteriöse Weise. Was ist passiert? In welche Schlangengrube sind Bea und Dan geraten? Und welche Geheimnisse hat die Familie Adamson noch zu verbergen?

„Die Skrupellosen“ ist ein Roman von Sadie Jones.

Meine Meinung:

Der Roman umfasst vier Teile, die wiederum aus 31 Kapiteln bestehen. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Bea und Dan. Die Handlung spielt einerseits in England und andererseits in Frankreich. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist sehr dialoglastig und geprägt von vielen Metaphern, die ich allerdings nicht alle als gelungen empfunden habe. Das Erzähltempo beginnt sehr langsam.

Sympathieträger sucht man in dieser Geschichte vergebens, zumindest was die Protagonisten angeht. Weder mit Bea noch mit Dan wurde ich warm. Ihre Verhaltensweisen sind mir fremd und in Teilen wenig nachvollziehbar. Allerdings sind sie in psychologischer Hinsicht sorgfältig ausgestaltet, was man von den klischeehaften Nebenfiguren nicht behaupten kann.

Inhaltlich bietet der Roman eine interessante Themenmischung. Am offensichtlichsten ist der Aspekt des Geldes: sein Einfluss, seine Verführungskraft und seine negativen Seiten. Im Zentrum steht die Frage, was Geld mit den Menschen macht und ob es über die Moral siegen sollte. In diesem Punkt setzt die Geschichte gesellschaftskritische Denkanstöße. In den Vordergrund sind außerdem das System einer dysfunktionalen Familie, deren Geheimnisse und die Problematik jahrelangen Verschweigens gerückt. Darüber hinaus tun sich weitere Themen auf, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Alles in allem ist die Geschichte erstaunlich facettenreich und durchaus tiefgründig.

Den Anfang des mehr als 450 Seiten umfassenden Romans habe ich als recht zäh empfunden. Auch zwischendurch gibt es immer wieder einige Längen. Über etliche Seiten dümpelt die Geschichte vor sich hin, obwohl der Tod Alex’ durchaus viel Potenzial für Dramatik und Nervenkitzel bieten könnte. Erst in der zweiten Hälfte konnte mich der Roman fesseln. 

Der vierte Teil, in dem die Genregrenzen gänzlich verschwimmen, will nicht so recht zum restlichen Charakter des Buches passen. Die Autorin versteht es zwar, in diesem Abschnitt Spannung aufzubauen und mit einer Wendung zu überraschen. Leider wirken die letzten Kapitel aber nicht ganz schlüssig. Zudem werden nicht mehr alle losen Fäden aufgenommen.

Der Titel weicht stark von der englischsprachigen Originalformulierung („The Snakes“) ab, die ich wegen seiner Doppeldeutigkeit lieber mag. Das deutsche Cover finde ich jedoch aussagekräftiger als die englische Erstausgabe.

Mein Fazit:

Trotz vieler guter Ansätze hat mich Sadie Jones mit „Die Skrupellosen“ nicht überzeugt. Der Roman ist in Teilen durchaus unterhaltsam und lesenswert, in anderen Teilen aber zu langatmig und zu wenig nachvollziehbar.