Rezension

Interessantes Thema, aber viel zu oberflächlich behandelt

Ich hätte es wissen müssen - Tom Leveen

Ich hätte es wissen müssen
von Tom Leveen

Bewertet mit 1 Sternen

Zum Inhalt:

 

Tori Hershberger ist ein ganz normaler amerikanischer Teenager. Ganz normal? Ja, wären da nicht ihre Posts auf Facebook gewesen, die einen Mitschüler in den Freitod getrieben haben sollen.

Eine Hetzjagd der Presse auf sie hat begonnen. Ihr Elternhaus wird belagert. Ihr älterer Bruder Jack scheint sie zu verachten und geht ihr aus dem Weg. Ihre Eltern schotten sie ab und haben jegliche Kontaktmöglichkeiten zum Internet unterbunden, indem sie Computer und Smartphone konfisziert haben. Lediglich über ein veraltetes Handy kann sie telefonieren.

Und genau mitten in der Nacht vor der entscheidenden Gerichtsverhandlung, in der ihr eine mehrjährige Haftstrafe droht, klingelt dieses Handy. Ein unbekannter Anrufer, der sich Andy nennt, gibt vor, rein zufällig ihre Nummer gewählt zu haben. Er erzählt ihr, sich selbst töten zu wollen, falls sie ihm nicht einen einzigen triftigen Grund nennen kann, warum er das nicht tun sollte. Tori muss sich schleunigst etwas einfallen lassen, damit Andy sich nicht, wie angedroht, mit seinem Auto von der Klippe stürzt:

 

 

Meine Meinung:

Die Leseprobe fand ich noch ganz spannend, und auch die Grundidee hinter diesem Buch fand ich sehr interessant. Doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat mich dieses Buch enttäuscht.

 

Die Protagonistin wirkt zunehmend unsympathischer, ja mehr noch, sie hat mich nur noch genervt. Sie hat anscheinend aus der ganzen Sache nichts gelernt. Tatsache ist, dass ihre Posts und die ihrer angeblichen „Freunde“ ihren Mitschüler Kevin tatsächlich in den Freitod getrieben haben. Und dabei war sie früher einmal richtig gut mit Kevin befreundet. Doch sie erliegt dem Gruppenzwang und beteiligt sich ohne ein schlechtes Gewissen an den fiesen Mobbereien.

 

Man hätte jetzt meinen können, dass bei Tori ein Umdenken einsetzt, aber leider Fehlanzeige. Der Einzige, der ihr die richtigen Fragen stellt, ist Jack. Zitat „Tut dir leid, was du getan hast, oder tut es dir leid, dass du deswegen jetzt Ärger hast?“ Das trifft genau den Punkt. Sie bemitleidet eher sich selbst als ihren toten Mitschüler. Es findet kein Einsehen der Tat statt; es ist kein Reifeprozess zu erkennen.

 

Absolut unbegreiflich bleibt für mich auch, warum die Eltern so wenig auf das Geschehen eingehen und versuchen, mit ihr Gespräche zu führen, um ihr vor Augen zu führen, wohin bloßes „Mitlaufen“ führen kann. Aber sie scheinen selbst absolut hilflos. Es fällt ihnen nicht mehr ein, als Toris Zugang zum Internet zu unterbinden.

 

Und auch das ellenlange Telefonat, das sie mit dem unbekannten Andy führt, kann dieses Buch nicht mehr retten. Es wird immer langweiliger und auch unerträglicher. Tori quatscht und plappert munter weiter vor sich hin; ich hätte sie manchmal einfach nur schütteln können. Zu dem Zeitpunkt hat der Leser auch längst erkannt, wer und was wohl hinter dieser angeblichen Selbstmordgeschichte steckt; das ist einfach zu vorhersehbar.

 

Nun bin ich sicherlich nicht die Zielgruppe für dieses Buch. Teenager werden sich vielleicht eher mit Tori identifizieren können. Umso trauriger, wie oberflächlich der Autor an diese Geschichte rangeht. Da gibt es keine Sensibilisierung für das Thema im Umgang mit „Social Media“ und deren Auswirkung auf das reale Leben. Und es hat leider auch keinerlei präventiven Charakter.

Fazit: ein eigentlich sehr aktuelles und interessantes Thema, das vom Autor aber leider total an die Wand gefahren wird,