Rezension

„ Irgendeine heimliche Bombe trägt jeder bei sich. “

Ich und der Andere -

Ich und der Andere
von Jürgen Kaizik

Der Roman Ich und der Andere von Jürgen Kaizik handelt von dem Frontmann und Sänger Jim Morrison der Band „The Doors“ und beginnt Mitte der 60er Jahre, als „The Doors“ am Beginn ihrer Karriere steht und noch ohne Gage im kleinen London Fog auftritt. Ich und der Andere ist eine fiktive Geschichte mit teilweise erfundenen Charakteren, die den Gedanken fortspinnt, wo sich Morrison aufgehalten haben könnte, wenn er nicht in Paris 1971 verstorben sei. Der Autor hat das Leben von Jim Morrison mit einer Gestalt verwoben, die Morrison an einen Lehrer erinnert und von ihm Hölderlin genannt wird. Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt, wobei Morrison die Ich-Perspektive einnimmt und der fiktive Charakter des Lehrers in der dritten Person erzählt wird. Außer diesen beiden Charakteren treten nur wenige weitere, kaum ausgeschmückte Nebenfiguren auf. Schnell nimmt die Bekanntheit von „The Doors“ Fahrt auf, allerdings sind sie bei den Konzerten in Woodstock nicht mehr aufgetreten. Dann kommen Szenen, die mich mehr als schockiert haben. Das Buch endet mit einer interessanten Erklärung für das Verschwinden Jim Morrisons. 

Meine Meinung:

Es ist mir sehr schwer gefallen, in das Buch hineinzufinden und in einen Lesefluss zu kommen. Die Sprache ist nicht so eingängig und liest sich nicht so leicht, obwohl sie oft recht poetisch ist. Die geschilderten Szenen wirkten fast ausnahmslos alle sehr düster und bedrückend auf mich. Es haben sich für mich auch keine farbigen Bilder ergeben. Der Roman blieb bis zum Schluss in grauen bis dunkelgrauen Bildern. Die Liebesgeschichte des Lehrers wirkte nicht glaubhaft und die teilweise brutalen Handlungen erwischten mich eiskalt. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich bin mit dem Buch trotz starken Bemühens nicht warm geworden. Der 16-seitige Exkurs (Bonustrack) am Ende des Buches hat mich allerdings überrascht, es waren m. E. die interessantesten Seiten. Sie beinhalteten die Erklärung für den fiktiven Roman und das Zusammenbringen der beiden Hauptfiguren. Zudem waren wunderschöne Textzeilen von Morrison enthalten. 

Durch diese Zeilen ist mir klar geworden, wie schwierig es gewesen sein muss für den Sohn eines amerikanischen Vaters, der im II. Weltkrieg gekämpft hatte, seine Selbstbestimmung zu verwirklichen. Jim Morrison war im richtigen Leben eine gebrochene Gestalt und hat sich bereits als kleiner Junge in die Poesie zurückgezogen. 

Der Autor Kaizik offenbart sich durch den Exkurs auf den letzten Seiten als profunder Kenner der beiden Persönlichkeiten von Jim Morrison und Friedrich Hölderlin. Irgendwie schade, dass ich so fassungslos durch den gesamten Roman gestolpert bin, obwohl ich die Leseprobe interessant und spannend gefunden hatte. 

Vielleicht kann das Buch aber Fans von Jim Morrison und/oder „The Doors“ fesseln und begeistern.