Rezension

Irgendwo in Panama

Ruhe sanft, mein Herz
von Claude Izner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nachdem Odette de Valois´ Mann in Südamerika verstorben ist, trägt die junge Witwe Trauer. Zwar war sie nie ein Kind von Traurigkeit und ihre Affäre mit dem Buchhändler Victor Legris ist ebenso wenig lange vorüber wie die Weltausstellung in Paris, doch nun ist sie wie ausgewechselt. Sogar ein Medium bemüht sie, um in Kontakt mit dem Toten zu treten. Aus dem Totenreich heraus beordert ihr Mann sie zu seinem Grabmal, sie soll ihm ein Bild bringen, das er ihr aus Panama geschickt hat. Gemeinsam mit ihrem Hausmädchen nimmt sie eine Droschke und fährt zum Friedhof. Dort verschwindet Odette und ihre Hilfe Denise weiß sich keinen anderen Rat, als Victor aufzusuchen und ihn zu bitten, ihre Herrin zu finden.

 

In diesem zweiten Band der Reihe um den Pariser Buchhändler Victor Legris, der den Dingen gerne auf den Grund geht und sich nicht nur hinter seinen Büchern verschanzt, erleben wir ein Paris des Jahres 1890. Das Autorenduo, welches aus den Schwestern Liliane Korb und Laurence Lefèvre besteht, zeichnet ein lebendiges Bild eines Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ein Gemisch aus wohlsituierten aber auch vielen unter Armut leidenden Menschen wandelt über die Boulevards der Stadt. Victor und sein japanischer Ziehvater Kenji Mori führen ihre Buchhandlung gemeinsam mit ihrem Gehilfen Joseph. Eher ruhig könnte ihr Leben verlaufen, wären da nicht ihre Liebeleien mit verschiedenen Frauen und Victors unendliche Neugier, die ihn häufiger auf gefährliche Wege führt. Während seiner Ermittlungen um Odettes Verschwinden kann Kenji keine Hilfe sein, da dieser sich auf dem Weg nach England befindet. Und so muss Victor sich mitunter auf Joseph verlassen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen Roman zu schreiben, in der Art der Kriminalgeschichten, die gerade so in Mode kommen.

 

Die geschichtlich genaue und feine Zeichnung des Milieus macht den Charme der Erzählungen um Victor Legris aus. Das Erzähltempo ist dabei der Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist, angepasst. Einige Dinge gehen einfach nicht so schnell wie heutzutage. Doch gerade das bringt die besonderen Eigenschaften des Buchhändlers Victor Legris hervor. Er muss sich auf sich selbst und seine Spürnase verlassen und so findet er immer wieder die kleinen aber wichtigen Hinweise. Hin und wieder vergisst er dabei seine eigentliche Arbeit und auch seine Liebe. Doch soeben schafft er es meist, seine Lieben nicht vor den Kopf zu stoßen und seinen Fall zu lösen.

 

Ein kurzweiliger ruhiger historischer Krimi, der jedem geschichtlich Interessierten eine lehrreiche und unterhaltsame Lektüre bieten dürfte.