Rezension

Ist bei Reacher die Luft raus?

Der Anhalter, 6 Audio-CDs - Lee Child

Der Anhalter, 6 Audio-CDs
von Lee Child

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nicht das beste Buch aus der Reacher-Serie

Jack Reacher ist ein Heimatloser. Ohne festen Wohnsitz, ohne Gepäck, immer auf dem Weg von einem Ort zum nächsten. Er hat nichts zu verlieren und das macht ihn unabhängig und gefährlich. Gefährlich ist er freilich nur für diejenigen, die auf der falschen Seite stehen, Kriminelle, Terroristen, die Bösen eben. Nicht, dass er die Konfrontation aktiv suchen würde, aber er gerät ständig in brenzlige Situationen, die sein Eingreifen erfordern. Und der Zweimeter-Mann ist kein leichter Gegner. Als Ex-Militärpolizist hat er ein geschultes Auge fürs Detail und er kennt sich mit den Hierarchien in staatlichen, sowie militärischen Organisationen aus. Ein Typ, dessen Verständnis für Gerechtigkeit man besser nicht in die Quere kommt. Jack Reacher, der amerikanischste aller Serien-Helden, von einem Engländer erfunden. Unglaublich aber wahr.

Lee Child bürgt nicht unbedingt für tiefsinnige Storys, wohl aber für knallharte Action, gerne auch mal mehr als haarscharf am Rande der Legalität. Der Erfolg gibt ihm Recht. Wer Action mag, ist mit Lee Child immer gut bedient. Leider sind ihm bei „Der Anhalter“ ungefähr in der Hälfte des Buches die Ideen ausgegangen. Bis dahin ist es spannend und wendungsreich. Danach ist die Story für mich sowohl unglaubwürdig, als auch uninteressant geworden. Selbst der Action-Teil kam relativ kraftlos daher. Ob aus der Reacher-Serie nach nunmehr 17 Teilen endgültig die Luft raus ist, oder ob es sich nur um ein Zwischentief handelt, vermag ich nicht zu orakeln. Fest steht jedenfalls, es ist nicht Childs bester Roman.

Soweit zur Romanvorlage. Die Hörbuchproduktion reißt einiges wieder raus. Michael Schwarzmaier entwickelt sich langsam zu meinem Lieblingssprecher. Er hat eine Stimme ohne großen Wiedererkennungswert, was hörbuchtechnisch gesehen – oder sollte es besser gehört heißen – ein Segen ist. Man denkt nicht „Ahhh, das ist doch …“ sondern man hört, und fragt sich, „Wer ist denn dieser geniale Sprecher? Ahhh, Michael Schwarzmaier!“ Er liest nicht, er spielt seine Figuren. Dabei ist sein Repertoire wirklich unerschöpflich. Von der jungen FBI-Agentin bis hin zum alternden Provinz-Sherriff kann er alles und er bringt es überzeugend an den Hörer.

Fazit: Langatmige wirre Story, die einen nicht wirklich überzeugt, und die trotzdem  – Dank einer tollen Produktion und eines hervorragenden Sprechers – zu unterhalten vermag.