Rezension

James Herbert wagt einen Spagat zwischen Agenten-Thriller und Okkult-Horror...

The Spear -

The Spear
von James Herbert

Bewertet mit 3 Sternen

"Okay, Harry", sagte sie, nun nicht mehr ärgerlich. "Vertrau mir nicht, sei so misstrauisch, wie du kannst. Aber unterm Strich bedeutet das, dass wir - oder nur du, wenn's dir lieber ist - in großen Schwierigkeiten stecken und da rauskommen müssen." (... mit anderen Worten: entscheide über mich ...)

Vorneweg:
Ich habe den Roman in der Taschenbuch-Ausgabe 'Blutwaffe' des Heyne-Verlags (ISBN 3-453-05303-6) gelesen, welcher mittlerweile vergriffen und in der WAS LIEST DU - Datenbank leider nicht vorhanden ist. Diese Ausgabe ist meines Wissens nach die einzige deutschsprachige Übersetzung…

Inhalt:
Als der Detektiv Harry Steadman durch den israelischen Geheimdienst Mossad an seine Vergangenheit erinnert wird, winkt er bei dem Auftragsgesuch ab. Leider ahnt er nicht, dass sie seine Kollegin Maggie Wyeth für den Job gewinnen können, den vermissten Agenten Baruch Kanaan zu suchen - immerhin der Bruder von Harrys verstorbener Freundin Lilla Kanaan. Das stellt er allerdings bitter fest, als diese eines abends an seine Haustür genagelt wird. Selbst durch den grauenvollen Tod Maggie geht er nur widerstrebend an den Fall dran, der eigentlich nach klassischem Geheimdienst-Kram klingt. Er soll sich mit dem Waffenhändler Edward Gant befassen und erhält auch schnell einen Termin zu einem Treffen. Schnell merkt Steadman, dass Gant ein ziemlicher Schurke ist - und noch schneller gerät plötzlich sein eigenes Leben in Gefahr. Als er langsam hinter die eigenartigen Machenschaften des Waffenhändlers kommt, ist es schon zu fast zu spät. Der geheime Bund um Gant plant einen historischen Wandel des Weltgeschehens und ist dazu im Besitz einer tödlichen Waffe: der Speer des Longinus - eine antike Reliquie...

Meinung:
Mit dem Roman 'Blutwaffe' hatte der britische Autor James Herbert, der in der Horror-Welle der Achtziger Jahre seinen Aufschwung fand, eine ziemlich ungewohnte Mischung aus Spionage-Thriller und okkulten Horror aufgetischt. Gerade das erste Drittel des über 300 Seiten starken Werkes hat eine große Tendenz zu typischen Romanen aus dem Agenten-Genre. Dies wandelt sich jedoch mehr und mehr in einen abstrusen Okkult-Roman mit einigen brutaleren Szenen, die sich erst im großen Finale zu einem Horror-Roman mausern. Gelingt dem leider im Jahre 2013 verstorbenen Schriftsteller anfangs den Leser aufgrund seiner geheimnisvollen und verbitterten Charaktere Harry Steadman und einer gesunden Grundspannung an die Seiten zu fesseln, verfliegt diese Lust jedoch mehr und mehr, als der okkultistische Touch in Gestalt der Thule Gesellschaft. Dessen Huldigung wird auch oftmals dem Nazi-Regime nachgesagt und Herbert schuf darauf aufbauend diesen Roman. Zwar schien der Autor damals gute Recherche betrieben zu haben, doch im 21. Jahrhundert wirkt dieses Thema zumindest für mich ziemlich ermüdend. Es gibt einfach zu viele Roman und Filme, die in diese Thematik arbeiten. James Herbert war Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger damit allerdings noch erfolgreich, da das Buch ebenfalls trashige Horror-Phasen aufweist, die in dieser Zeit einfach angesagt waren. Die action-gelandenen Schlusskapitel kamen nochmal ziemlich gelungen herüber, doch unterm Strich muss ich sagen, dass ich weitaus bessere Bücher des britischen Autors gelesen habe. Das Buch 'Blutwaffe' aus dem Jahre 1978 kann man lesen - muss man allerdings nicht zwingend...

Fazit:
Ein Roman der zwischen Agenten-Thriller und Okkult-Horror umherschwimmt; leider nicht so richtig ans Ufer kommen will ... es gibt bessere Werke des Autors!

6,0 Sterne