Rezension

Japanische Tattoo-Kunst als Thrillerhintergrund

Der Andere
von Carin Chilvers

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Alexander Schwertfeger soll dem Tattoo-Künstler Mark Brenner einen Kredit gewähren. Alexander fühlt sich zu ihm hingezogen, das er so weit geht, sich selbst eine Kopie von Matts Ganzkörpertattoo stecken zu lassen. Mark stimmt Alexanders Wunsch zu und weiß nicht, welche katastrophale Unglücksspirale er dadurch auslöst.
 
Setting und Stil:
Carin Chilvers schafft es die Faszination für Tattoos und insbesondere japanische Irezumis gekonnt und spannend zu vermitteln. Gerade die Szenen im Tattoo-Studio sind fesselnd und informativ. Ein definitiver Grund auch für Nicht-Tattoo-Fans, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Alexanders andere Besonderheit wird auch schön beschrieben und bildet ein perfektes Bild einer Persönlichkeit, der ein wichtiger Teil fehlt.
Stilistisch liest sich das Buch ohne Probleme. Es ist flüssig geschrieben, die Kapitellänge ist sehr überschaubar, alles Unbekannte wird ausführlich beschrieben und es ist kein Problem der Handlung samt ihrer Irrungen und Wirrungen zu folgen.

Charaktere:
Es ist spannend, Alexanders Weg bis hin zum katastrophalen Ende zu folgen. Ein Mann, der, wie es scheint, schon durch seine Geburt kaum anders handeln kann. Seine Mutter nimmt somit auch eine schön tragische Rolle ein und seine Frau, Eva, ist wirklich zu bedauern. Ihre anfängliche Ignoranz, das Unverständnis und die Selbstzweifel sind packend beschrieben. Mark kommt ebenfalls eine tragische Rolle zu, er weiß gar nicht, was er auslöst und wie ihm geschieht.
Eine sehr interessante Mischung, die perfekt den Psychothriller mit Leben füllt.

Geschichte:
Relativ geradlinig darf man als Leser zusehen, wie Alexander seine Veränderung durchläuft. Man hofft immer, dass ihn irgendetwas von seinem Weg abbringt und bangt, wie es zu Ende gehen könnte. Packend, fesselnd und unheimlich bewegend.

Fazit:
Ein Psychothriller, der eher ruhig um die Ecke kommt und sich in die Gehirnwindungen des Lesers schleicht. Wer hier Schockelemente sucht, macht dies vergebens. Der langsame aber unausweichliche psychologische Effekt spielt die Hauptrolle. Tattoos, Schmerz und Sucht bilden den Hintergrund dieser gelungenen Leseunterhaltung. Ein Buch für erwachsene Fans der ruhigeren Psychothriller und Tattoointeressierte, die etwas über japanische Extreme erfahren wollen.