Rezension

Justizthriller!

Vor der Wahrheit - James Grippando

Vor der Wahrheit
von James Grippando

Debra Burgette sucht den Anwalt Jack Swyteck mit einer ungewöhnlichen Bitte auf. Ihr Tochter Sashi wurde vor drei Jahren ermordet, der Täter geschnappt und dieser wartet nun in der Todeszelle auf seine Hinrichtung. Debra jedoch ist überzeugt, dass der Täter völlig zu Unrecht sitzt, denn sie denkt, dass ihre Tochter noch lebt. Sie bekommt seit drei Jahren an Sashis Geburtstag einen Anruf und Debra ist sicher, dass dieser von ihrer Tochter kommt. Jack Swyteck ist Experte für Klienten, die im Todestrakt sitzen und er trifft sich mit dem Verurteilten. Schon bald wird der Fall neu aufgerollt.

Dieser Justiz und Gerichtsthriller hat mich von der ersten bis zur letzten Seite völlig gefesselt. Der Spannungsbogen ist durchgehend hoch und so habe ich Seite für Seite gelesen ohne mich zu langweilen oder Längen zu spüren. Mit Erstaunen habe ich bei meinen Recherchen erkannt, dass dies schon Fall Nummer 13 rund um den Anwalt Jack Swyteck ist und ich frage mich, warum die bisherigen Bücher an mir vorbei gegangen sind ?Ich werde sicher noch etliche nachholen, so gut hat mir „vor der Wahrheit „ gefallen.Sehr dezent, gibt es ab und zu Hinweise und Bezüge auf frühere Fälle, die meine Lust nach mehr geweckt haben.

Der Autor hat selbst als Anwalt gearbeitet, und genau das spürt man deutlich in dieser Geschichte. Denn die Anhörungen, Verhandlungen vor Gericht sind sehr authentisch und bildlich beschrieben. Auch die Ausführungen zu den Gesetzen Amerikas, die überhaupt nicht monoton und trocken daher kommen, sind hervorragend beschrieben.

Doch die Geschichte ist nicht eine grosse Gerichtsverhandlung....vielmehr bekommt man Einblicke in eine Familie, die versucht mit einem durch die Vergangenheit gezeichneten Kind, ein gutes und erfülltes Leben zu leben. Durch die Rückblicke  in die Vergangenheit,die sehr harmonisch in die Erzählung eingefügt wurden,  erkennt man auch wie schwierig es ist für Kinder , die in die amerikanische Kultur adoptiert wurden, Fuss zu fassen in einer Gesellschaft, die völlig unterschiedlich zu ihrem Ursprungsland ist. Gerade die Kinder und ihre Probleme in Tschetschenien sind sehr berührend und eindrücklich beschrieben.

Etwas , das mich ebenfalls emotional sehr beschäftigt hat, sind die Passagen in denen es um die Verurteilten in den Todeszellen Amerikas geht. Dies in Bezug auf ihr Leben vor der Hinrichtung.

Der Autor schreibt so, dass auch Justizlaien (wie ich ...) verstehen, um was es geht. Als sehr interessant habe ich die juristischen Einblicke empfunden. Zudem ist die Ausgangslage : Mutter von Opfer kämpft für den vermeintlichen Täter sehr brisant und emotional!

Sehr gut angekommen ist bei mir der Schreibstil, der Wortwitz , der sich vor allem in den Dialogen zeigt.

„Vor der Wahrheit „  ist eines dieser Bücher, in die man tief eintaucht und eine Welt lesend kennen lernt, die sehr weit von der eigenen entfernt ist !