Rezension

Keine Gefahr für Heck

Schwarze Witwen - Paul Finch

Schwarze Witwen
von Paul Finch

„Schwarze Witwen“ ist der erste Thriller einer neuen Reihe des englischen Ex-Polizisten und Autors Paul Finch, und es stellt sich die Frage, ob sich die Hauptfigur Lucy Clayburn still und leise zur Rivalin für Mark Heckenburg, den eigensinnigen Ermittler aus dem Greater Manchester District, entwickelt (fünf Bände mit „Heck“ liegen mittlerweile in der deutschen Übersetzung vor). Wenn Finch diese neue Reihe fortsetzt, muss er allerdings noch eine tüchtige Schippe drauflegen, damit sie qualitativ in die Richtung der Heckenburg-Thriller kommt.

Die Ausgangssituation für die Protagonistin ist nicht genreuntypisch: Junge, ehrgeizige Polizistin macht bei einem Einsatz einen gravierenden Fehler und wird deshalb wieder zum Streifendienst eingeteilt, was natürlich einer Degradierung gleichkommt.

Zeitgleich hält eine Mordserie die Gegend in Atem. Mehrere Männer werden tot aufgefunden, ihre Leichen mit äußerster Brutalität verstümmelt, und offenbar handelt es sich um eine Täterin, „Jill the Ripper, so der Name, den ihr die Boulevardblätter ruckzuck verpassen. Um ihre Identität zu lüften, wird ein Undercover-Einsatz ausgewählter Polizistinnen in Manchesters Unterwelt geplant. Lucy Clayburn meldet sich freiwillig, sieht sie in ihrem Einsatz doch die Chance, sich zu rehabilitieren. Sie sollte sich allerdings davor hüten, den Mitgliedern von „The Crew“ in die Quere zu kommen, die dieses Milieu kontrollieren.

Paul Finch ist kein Neuling, und dass er spannende Thriller schreiben kann, hat er bereits mit seiner Heckenburg-Reihe hinlänglich bewiesen. Auch „Schwarze Witwen“ beginnt vielversprechend: ein interessanter Fall, die detaillierte Schilderung der Polizeiarbeit und gut charakterisierte Personen. Aber genau hier liegt die Schwachstelle. In seinem Bemühen, Lucy Clayburn ihre eigene Familiengeschichte mitzugeben, verliert der Autor seinen Plot aus den Augen, verheddert sich in Nebenhandlungen, die keinerlei Bezug zur Story haben und diese eher bremsen als vorantreiben. Das Ende kommt dementsprechend abrupt, mit einem aus dem Hut gezauberten Täter und einem Motiv, das auf mehr als nur tönernen Füßen steht.

Dennoch ist Lucy Clayburn gerade auch wegen ihres familiären Backgrounds, eine interessante Hauptfigur, deren Entwicklung ich mit Sicherheit weiterverfolgen werde. Und nachdem der Autor in „Schwarze Witwen“ ausführlichst Grundlagen abgehandelt hat, kann er sich in den Folgebänden verstärkt auf die Logik seiner Plots konzentrieren.