Rezension

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Keine zirkureife Vorstellung

Mitternachtsclowns
von J. J. Howard

Bewertet mit 1.5 Sternen

Keine zirkusreife Vorstellung.... Inhalt: Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters völlig allein und mittellos, macht sich die 17-jährige Lexi auf die Suche nach ihrer verschwundenen Mutter. Sie strandet dabei bei einem kleinen Wanderzirkus, in dem sie nicht nur eine Unterkunft und einen Job findet, sondern bald auch gute Freunde. Die braucht sie auch, denn Lexi hat noch einige Altlasten aus New York im Gepäck...

Meine Meinung:
Hinter dem vielversprechenden Klappentext und dem phantasievollen, bunten Cover verbirgt sich leider ein blasser, unrealistischer Jugendroman, der für mich weder Fleisch noch Fisch ist. Der Tod von Lexis Vater, die Suche nach ihrer Mutter und die Zirkushandlung hätten einen guten Hintergrund für einen ernsthaften Coming-of-Age-Roman geboten, doch leider werden diese Gegebenheiten gerade mal am Rande erwähnt. Zentral ist Lexis undurchsichtiges Gefühlsleben, bei dem ich schon bald Überblick und Interesse verloren habe.
Gerade das Vermitteln von Gefühlen liegt der Autorin überhaupt nicht - sie erzählt nur davon; den Worten und Taten der handelnden Personen merkt man nichts davon an. Dass ihr Vater tödlich verunglückt ist

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scheint in Lexis Gefühlswelt keinen stärkeren Eindruck zu hinterlassen als einmal in der Schule sitzenzubleiben - dumm gelaufen, passiert aber. 

Ähnlich gestalten sich Lexis Beziehungen zu ihrer Mutter, ihren neuen und alten "Freunden" und überhaupt zur Männerwelt, die sich nur um Lexi zu drehen scheint - oberflächlich, seicht und für Außenstehende kaum nachzuvollziehen. Teilweise kam ich mir beim Lesen schon leicht autistisch vor, weil mir nicht klar war, für wen Lexi welche Gefühle hegt und woran man das merkt.
Hinzu kommen beinahe schon peinliche Fügungen, die die Geschichte mit Gewalt in Richtung Happy End schieben. Man stelle sich die 17-jährige, "völlig unscheinbare" Lexi als Wahrsagerin im Zirkus vor, aber natürlich stehen die Leute bei ihr Schlange und alles, was sie anpackt, wird ein riesiger Erfolg.

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Ich weiß immer noch nicht, was die Autorin mir mit diesem Buch eigentlich sagen will; nach so etwas wie einer Botschaft habe ich vergeblich Ausschau gehalten.
Schade um die vielen verschenkten guten Ideen. Wenn mir wieder mal nach einem Jugendbuch mit Entwicklungen und ein bisschen Tiefgang zumute ist, werde ich lieber zu Sarah Dessen greifen, da kann man nichts verkehrt machen.