Rezension

Klassiker

Der Proceß - Franz Kafka

Der Proceß
von Franz Kafka

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

›Der Proceß‹ ist Franz Kafkas weltweit meistgelesener und bekanntester Roman – nicht zuletzt dank der kongenialen Verfilmung durch Orson Welles. In der Geschichte des Josef K., dem in einem ebenso absurden wie undurchsichtigen Verfahren der Prozess gemacht wird, zeigt der große Prager Schriftsteller seine ganze Erzählkunst. Je mehr K. seine ungenannte Schuld zu ergründen und sich zu verteidigen sucht, desto tiefer gerät er in die alptraumhaften Labyrinthe einer undurchschaubaren Gesetzesmaschinerie. Lakonisch im Ton, steigert sich der Text vom Grotesk-Komischen ins abgrundtief Tragische – ein literarisches Meisterwerk.

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

== Cover: ==

Das Cover zeigt wohl den recht verzweifelten Josef K. als Schwarz-Weiß-Skizze wie er mit dröhnendem Kopf auf seinem "Bureau Tisch" (oder ist es derTisch im Verhandlungszimmer?) liegt. Sehr prägnant und mit hohem Wiedererkennungscharakter.

== Leseeindrücke: ==

In dieser Lektüre beschreibt Kafka das Leben des Josef K., die folgendermaßen beginnt: […] Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wird er eines Morgens verhaftet. […]. Josef K. (im Buch dann kurz K. genannt), weiß nicht, wessen man ihn beschuldigt. Der Leser im übrigen auch nicht. Hilflos, ihn mächtig und verzweifelt kämpft er gegen diese bürokratische Justiz., ohne zu erkennen, was hinter dieser Verhaftung steckt. Seinem Advokat, der dem Gericht näher zu stehen scheint, als seinem Mandanten, wird daher gekündigt. Immer tiefer und tiefer zieht ihn dieser Sumpf aus Willkür in den Abgrund, bei dem auf Frauen keine unbeträchtliche Rolle spielen. Gegen Ende wird diese Willkür ihm mehr kosten, als nur seine Geduld ….

Mich erinnert der Schreibstil stark an Thomas Mann, wobei beide ja im gleichen Zeitalter lebten, nur Thomas Mann, der rund 10 Jahre früher als Kafka geboren war und ihn noch mehr als 30 Jahre überlebte, weil der erstere 40-jährig starb, und Mann 80-jährig. Aber der Stil ist mir sehr vergleichbar.

Auch die altertümlichen Ausdrücke wie "Radfahrerlegitimation" , "etwas ins Depot bringen" oder "einen Reisenazug" finde ich köstlich. Dazu und auch zu der unregelmäßigen Interpunktion, so wie die ungewöhnliche orthografische Schreibweisen einiger Wörter finden wir aber im Buch auch einen Anhang, der den Leser aufklärt, dass diese Eigenarten eben genau nach dem Manuskript Kafkas beibehalten wurden.

Ebenso finden wir Daten zum Leben Kafkas und diesem Werk und auch eine Erklärung, warum es schwer erscheinen mag, eine Inhaltsangabe über diesen Roman zu verfassen. Zum einen da er chronologisch ungeordnete Manuskripte hinterlassen hat, zum anderen, da fast ausschließlich aus der Sicht und Wahrnehmung des Josef K. verfasst wurde.

Insgesamt ist dieses Werk kein leicht zu lesendes, auch der fehlenden Absätze wegen. Eingeteilt ist es in 16 Kapiteln (mit teilweise bis zu mehreren Unterkapiteln) auf insgesamt 265 eingedruckten Seiten. 10 Kapitel stellen die Handlung fortlaufend dar, 6 Kapitel werden als Fragmente anhängig.

Um diese Lektüre zu lesen musste ich mir viel Zeit einräumen, da es mich immer wieder zum nachdenken und Überlegen anregte, weil auch der Leser selbst auf der Suche nach dem Beschudigungsgrund, der zu seiner Verhaftung geführt hat, ist. So macht man sich aus seiner eigenen Wahrnehmung heraus tiefsinnige Gedanken, die bei mir aber zu keinem Ergebnis geführt haben.

Viele der beschriebenen Buchszenen sind einfach "kafkaesk",w eil Kafka nunmal kafkaesk ist.
Das Buch zeigt auch eine Lehre auf, wie man als wahrscheinlich unschuldiger Mensch, Opfer einer infamen Verleumdung werden kann und machtlos gegen diese Mühlen des Gesetzes kämpft.  Für dieses grandiose Werk vergebe ich sehr gerne 5 von 5 Sternen!

by esposa1969