Rezension

Könige des Chaos

Hier können Sie im Kreis gehen - Frédéric Zwicker

Hier können Sie im Kreis gehen
von Frédéric Zwicker

Hier können Sie im Kreis gehen ist eine sehr sarkastische Beobachtung eines Pflegeheims und seinen dementen Bewohnern. Durch den klaren Blick von Johannes Kehr, der sich nur als dement ausgibt, kommen Bewohner, Pfleger und Angehörige nicht so gut weg. Seine persönlichen Erfahrungen hat der Autor gekonnt in die Geschichte eingebaut und nebenher Themen wie das Leben, den Tod, Familie und Liebe nicht ausgespart. Fast durchgehend in Monologform erzählt Herr Kehr von seinem bisherigen Leben und seinen Gedanken und Innenleben. Die Perspektive wechselt ungewohnt zwischen der ich-Form, also aus der Sicht von Herrn Kehr, und einer Beobachterperspektive, die Herrn Kehr während seines Alltags im Pflegeheim begleitet.

Mir war es ehrlich gesagt zu viel Monolog und zu wenig Handlung. Ich hatte andere Erwartungen an das Buch, die es nur teilweise erfüllen konnte. Die wenigen Streiche, die Herr Kehr seinen Mitmenschen spielt waren mir zu wenig. Die Ausführungen über sein Leben haben mich nicht wirklich interessiert und für mich blieb lange unklar, wie man als völlig gesunder Mensch in ein Heim für Demenzkranke geht. Freiwillig. Es kommt zwar eine Art von Erklärung, aber es blieb mir trotzdem suspekt.

Der Schreibstil hat mir jedoch gefallen. Die Geschichte ließ sich flüssig lesen und aufgrund der Kürze war man auch schnell durch. Die Kapitel waren aber wirklich extrem kurz und die Perspektivenwechsel dementsprechend schnell hintereinander. Herr Kehr als Hauptfigur war mir nie wirklich sympathisch und auch das Auftauchen seiner Jugendliebe konnte für mich nichts mehr rausreißen.

Fazit

Eine kritische sowie humorvolle Beobachtung eines Pflegeheimes für Demenzkranke, die jedoch mit dem fast durchgehenden Monolog des Hauptprotagonisten, der fehlenden Handlung und den weniger interessanten Rückblenden meine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die Kürze der Geschichte passte für mich deswegen gut, da ich nicht viel mehr in dieser Form von Herrn Kehr lesen wollte.