Rezension

Kompliziert, anstrengend, kritisch

Deception - Philip Roth

Deception
von Philip Roth

Bewertet mit 4 Sternen

https://lesenundhoeren.wordpress.com/2016/08/18/buch-review-philip-roths...

Kritik:

Cover: Gut, darüber brauch man nicht diskutieren. Das Kindle Cover ist einfach nur nüchtern und unspektakulär.

Eindrücke/Inhalt: Ein besonderes Buch, das zur Zuckermann-Reihe gehört. Sehr anstrengend zu lesen. Man braucht dafür sehr viel Konzentration. Die Dialoge werden nicht durch Namen eingeführt, wie bei einem Schauspiel, sondern einfach aneinandergereiht. Dadurch verliert man schnell den Überblick, wer gerade spricht. Ich habe zwischenzeitlich auch das Hörbuch gehört, wo die Rollen durch geschlechtsspezifische Sprecher und Akzente deutlicher werden. Allerdings gehört es auch zu diesem Buch, das man rätselt, wer spricht. Es ist Teil der „Täuschung“.

Die Reflektion des Autors, Nathan, über das Schreiben fand ich sehr gelungen. Insbesondere der erste längere Dialog und der letzte haben große Stärken. Es wird dabei diskutiert über die Rolle der Muse. Wieviel ist Fiktion, wieviel von einer Figur autobiografisch. Es ist wie ein Buch im Buch. Zudem wird viel über Affären und Ehebruch diskutiert. Ich fand den Schlagabtausch zwischen dem „Autor“ und seiner „Affäre“ sowie seiner Ehefrau manchmal einfach göttlich. Und es steckte so viel Wahrheit darin.

Herrlich fand ich dann auch den Seitenhieb, als die Affäre ihn mit „Philip“ ansprach, ein eindeutiges Indiz, dass Roth sich in Nathan wiederfindet. Doch ist Nathan Roth oder ist er nur Fiktion?

Ich habe einige Zeit gebraucht, um in das Buch hinein zu finden. Am Ende hat mich aber seine Komplexität und Wortwitz überzeugt. Es ist sehr intelligent geschrieben, sehr verwoben. Dadurch ist es wirklich keine leichte Literatur, aber wenn man sich darauf einlässt und sich mal so lange nur dem Buch widmet, ist es ein literarischer Hochgenuss.

Charaktere: Hauptfigur ist der Autor Nathan, der gerade ein Buch schreibt. In diesem Buch kommt eine Frau vor, eine Affäre. Zwischenzeitlich redet er telefonisch mit dieser Affäre, wodurch wir mehr zu den Personen und der Vorgeschichte erfahren. Es gibt dann noch einen männlichen und einen weiblichen Nebencharakter, die mich persönlich weniger interessiert haben und wo ich dann manchmal nicht so genau zugehört/gelesen habe. Am sympathischsten sind die beiden Protagonisten, die Engländerin und der Autor.

Stil/Gliederung: Dialogform, wobei man nicht immer gleich weiß, wer spricht. Kurze Kapitel. Sprachlich wieder sehr gut, aber durch die Dialoge auch sehr anstrengend zu lesen.

Fazit:

Definitiv kein Buch für Zwischendurch. Insgesamt ist es anstrengend zu lesen, da man ständig konzentriert sein musste, um zu erfassen, wer gerade spricht. Das Hörbuch gab da Hilfestellung, da durch Akzent und die Verteilung der Rollen zwischen einer Sprecherin und einem Sprecher, die Dialogpartner sofort klar waren. Ich würde hier das Hörbuch empfehlen, denn das Werk ist dennoch empfehlenswert. Selbstkritik, Kritik an der Gesellschaft und der Zeit, machen es zu etwas Besonderem.