Rezension

Konfetti in der Tristesse

Die weiteren Aussichten - Robert Seethaler

Die weiteren Aussichten
von Robert Seethaler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Herbert lebt mit seiner Mutter im Haus an der Tankstelle am Rande des Dorfes, das den wirtschaftlichen Aufschwung knapp verpasst hat. Mit seiner Epilepsie quasi als „Behinderung“ eher gemieden, lebt der Sohn ein eher einsiedlerisches Leben. Der einzig dauerhafte Kontakt ist sowieso nur der zu Goldfisch Georg, dessen Ereignishorizont in seinem Fischglas fast sinnbildlich für das Leben der Dörfler ist in ihrem immergleichen Trott.
Eines Tages aber, als Herbert gerade den Grünstreifen unterm Tankstellenschild gießt, radelt eine dralle junge Frau mit einer formlosen Kurzhaarfrisur auf einem Klapprad mit Anhänger an ihm vorbei. Das Lächeln, das sie ihm schenkt, bleibt noch lange, als sie längst am Horizont verschwunden ist. Hilde heißt die Frau und arbeitet im hiesigen Hallenbad. Völlig verzaubert ist für Herbert klar, dass er sie kennenlernen muss, und trotz seiner sonderlichen Art gelingt es ihm sie für sich zu gewinnen. Herberts bisher ereignisloses und stetes Leben wird durch Hildes Anwesenheit völlig durcheinander geworfen, die Liebe hat ihn gepackt, und für die kämpft er auch gegen ganz aussichtslose Situationen.

 

Was für ein Buch! Es beginnt völlig trost- und aussichtslos und wird zum Ende hin so, ich kann es nicht anders sagen: Ein verrückter Roadmovie. Herbert und seiner Mutter genügt das bescheidene Leben, das sie führen, und als Herbert ein neu gewonnenes Glück findet, schwingt nebst allen Hindernissen auch immer Hoffnung mit aus einer völlig verqueren Situation wieder herauszukommen.

Die Protagonisten sind eigenbrötlerisch, seltsam, und doch möchte man sie weiter begleiten und wünscht ihnen nur Gutes. Der Erzählstil Seethalers mit dieser Prise österreichischer Sprache hat mir ausnehmend gut gefallen, wie er selbst in die Wortkargheit seiner Figuren noch eine Bedeutung und manchmal einen Witz legen kann.

Irgendetwas an diesem Buch hat mir sehr zugesagt. Ich ziehe keine Lebensweisheiten da raus, es hat mich nicht aufgeregt vom Hocker gehauen, ich habe mich einfach gerne bei den Charakteren in seinem Inneren aufgehalten. Ja, so ist das.