Rezension

Langatmige Erzählung über Chinas Geburtenpolitik

Frösche - Yan Mo

Frösche
von Yan Mo

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Frösche“ des chinesischen Literatur-Nobelpreisträger Mo Yan ist ein Briefroman mit einigen autobiografischen Aspekten.

Der Schriftsteller „Kaulquappe“ schreibt darin seinem Mentor über das Leben in seinem Dorf in Nordost-Gaomi, angefangen von der Hungersnot Anfang der 1960er bis in die heutige Zeit. Im Fokus der Anekdoten liegt seine Tante Gugu, eine Frauenärztin und Hebamme, deren Systemtreue beinahe fanatische Züge annimmt.

Weil ihr Liebhaber nach Taiwan, also in den Westen, abhaut, steht Gugu auch unter Verdacht. Als Folge setzt sie die geforderte Ein-Kin-Politik in ihrer Heimat gnadenlos um.

Mein erstes Buch eines chinesischen Schriftstellers stellte sich als durchwachsene Erfahrung heraus. Ich weiß nicht, wie authentisch die Praxis in der beschriebenen Region ist, Kindern Vornamen von Körperteilen zu geben (z.B. Wang Galle), es sorgte aber dennoch für einen gelegentlichen Wiedererkennungswert in der Vielzahl der auftretenden Personen. Denn Mo Yan breitet das ganze Panorama des Dorfs und seiner Bewohner vor dem Leser aus.

So erfuhr ich viele interessante Details zum Leben in China, zur Zeit der Kulturrevolution und danach. Die Geburtenpolitik steht im Zentrum des Romans, doch die Kritik daran ist mir oft zu leise gewesen. Das ist aber nachvollziehbar, da der Autor noch unter dem Regime lebt.

Immer wenn Gugu im Zentrum der Ansammlung der dörflichen Anekdoten stand, kam Spannung im Lesetempo bei mir auf.

Manches war verwirrend, weil die Handlung auch chronologisch nicht immer geordnet verläuft, wie es mit Erinnerungen so ist.

Leider verliert der Leser Gugu nach zwei Dritteln des Buches zunehmend aus den Augen. Nur eine kurze Vignette zeigt noch ihre Sühne und ihre Reue über die Kinder, die sie auf dem Gewissen hat. Dies hatte zur Folge, dass ich mich durch das letzte Drittel des Buches durchkämpfen musste und etliche kurze Passagen übersprungen habe. Meiner Meinung nach hätte „Frösche“ mit 350 Seiten eine ausreichende Länge gehabt, auf denen ich den vielzähligen Charakteren auch noch einigermaßen folgen konnte. So ist es mir zu langatmig geworden. 2,5 Sterne.