Rezension

Langsamer Start, danach umso spannender bis zur letzten Seite!

The Archived
von Victoria Schwab

Mackenzie Bishop wurde das erste Mal vor vier Jahren von ihrem Großvater Da ins "Archiv" gebracht. Sie sollte, trotz ihres jungen Alters von 12 Jahren, seine Nachfolge als "Keeper" antreten. Nun ist Da tot und es ist Macs Aufgabe, die aufwachenden "Histories" von der Zwischenwelt "The Narrows" wieder ins Archiv zu bringen. Denn keiner darf es bis in die Menschenwelt schaffen! 
Eigentlich läuft alles seinen Gang, bis sich auf einmal die Anzahl der Aufwachenden verdreifacht, angeblich ein "kleiner Fehler" im System. Mit der Zeit findet Mac jedoch heraus, dass etwas ganz gewaltig nicht stimmt...

Mein Eindruck
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Ganz ehrlich: das Grundkonzept ist nicht ganz unkompliziert. Es gibt festgelegte Bereiche, es gibt festgelegte nach Rang geordnete Aufgaben und obendrein führt Mackenzie ein Doppelleben, mal normales Mädchen, mal "Keeper" in den Narrows. Als wenn das nicht schon genug wäre, werden Teile des Konzepts und Geschehnisse der Vergangenheit mit Rückblicken geschildert. Dabei handelt es sich meistens um Gespräche zwischen Mac und ihrem Großvater Da, der jahrelang als "Keeper" gearbeitet hat und mit dem Archiv vertraut ist.

Mac leidet besonders unter dem Verlust ihrer nahen Angehörigen. Ihr Großvater ist tot, ihr kleiner Bruder Ben, wurde durch einen Unfall mitten aus dem Leben gerissen. Für Macs Mutter besteht die Bewältigung der Trauer aus "Neuanfängen",  am Anfang des Buches ist es ein Umzug samt Eröffnung eines Coffee Shops. Ihr neues zu Hause ist das "Coronado", ein riesiges Gebäude, das früher ein Hotel war und später in einen Apartmentkomplex umgebaut wurde. Jetzt steckt es voller Erinnerungen...

Eigentlich schützt ein besonderer Schlüssel die "Keeper" sowie alle höherrangigen Mitarbeiter des Archivs davor, von der Erinnerungsflut ihrer Umgebung überwältigt zu werden. Legt man den Schlüssel jedoch ab, kann alles durch Berührung "gelesen" werden: Gegenstände mit besonderem Erinnerungswert, Hauswände und auch lebende Menschen. So richtig kommt der Stein ins Rollen, als Mac ihr neues Zimmer "liest" und dabei über einen Mord an einem jungen Mädchen stolpert. Hauptsächlich nimmt das Buch ihre Nachforschungen und die wachsenden Missstände im Archiv ein.

Ihr seht schon ich muss ziemlich weit ausholen, um das Grundkonzept verständlich zu machen. Leider ergeht es einem als Leser zu Beginn so, dass man völlig verwirrt ist und einiges an Erklärung braucht. Diese Erklärungen nehmen viel Raum ein, die eigentliche Handlung wird im Verhältnis dazu sehr langsam erzählt. Erst wenn man in der Geschichte angekommen ist und die Nachforschungen voran gehen, geht so richtig die Post ab.

Es überschlagen sich Ereignisse, es kommen neue Enthüllungen und Zusammenhänge ans Licht. Hierbei schafft es die Autorin eine richtig gruselige Stimmung aufzubauen, vor allem die wandelnden Geister alias "Histories" können einen schon ordentlichen erschrecken. Besonders gut haben mir die "Jagdszenen" gefallen, mal werden die Histories mit gut zureden, mal mit purer Gewalt wieder eingefangen. In einem Rutsch habe ich (nach der Einführung) bis zum Ende gelesen und konnte gar nicht mehr aufhören.

Fazit
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"The Archived" hat ein fantastisches, innovatives Konzept, das aber für meinen Geschmack eine Spur zu langsam vermittelt wird. Zu Beginn stehen nur Erklärungen und wenig Handlung im Vordergrund. Danach aber entwickelt sich das Buch zu einer richtig spannenden, teilweise sogar gruseligen Erzählung über Lebende, Tote und der Welt dazwischen.