Rezension

Leicht und plätschernd...

Salzwasser - Charles Simmons

Salzwasser
von Charles Simmons

„Salzwasser“ ist ein ziemlich unscheinbares Büchlein mit dem überschaubaren Umfang von gerade mal 144 Seiten. So kam es auch, dass es ziemlich lange Zeit in den Tiefen meines Bücherregals stand und keinerlei Beachtung fand. Zu Unrecht, wie ich jetzt herausgefunden habe!

Das Buch mag nicht als dicker Wälzer daherkommen, der randvoll mit hoher Literatur gefüllt ist, aber die Literatur – die findet man!

Simmons erzählt die Geschichte des Jungen Michael, der mit seinen Eltern unbeschwerte Sommer auf einer kleinen Insel im Atlantik verbringt. Auf der Insel gibt es nur wenige Häuser und noch weniger Menschen und so ist es natürlich ein großes Ereignis, als die Familie ihr Gästehaus vermietet. Die Mieterinnen, Mutter und Tochter, stellen das Leben der Familie innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf. Wobei noch nicht ganz klar ist, wer es dem Vater und dem Sohn eigentlich mehr angetan hat: die verführerische Mrs. Mertz oder deren Tochter Zina.

Die Geschichte schleicht am Anfang so dahin. Aber sie schleicht sich auch ins Herz des Lesers. Obwohl am Anfang nicht viel passiert, ist man doch von Anfang an gebannt von dem Erzählten. Vielleicht auch durch den überragend guten ersten Satz, den ich an dieser Stelle zitieren möchte:

„Im Sommer 1963 verliebte ich mich und mein Vater ertrank.“

Was es damit auf sich hat, erfährt man erst später und das sollte jeder selber erleben.

Im Klappentext wird übrigens gesagt, dass sich die Geschichte an Turgenjews Novelle „Erste Liebe“ anlehnt, diese habe ich allerdings selber nicht gelesen und kann diesen Aspekt deshalb nicht beurteilen – er soll aber auch nicht unerwähnt bleiben.

Erwähnt werden sollte ebenfalls, dass das Buch wirklich toll ist. Es ist nicht ganz einfach zu lesen, manches in der Geschichte überrascht einen so, dass man nochmal ein paar Seiten zurückgeht, um den genauen Verlauf wirklich nachvollziehen zu können. Aber die Sprache ist so wunderschön und leicht und plätschert so dahin wie das Salzwasser vor Michaels Haustür.

Eine kleine Geschichte mit einer großen Moral, die von den ganz großen Gefühlen handelt. Von der ersten großen Liebe, die man niemals vergessen wird und vom Erwachsenwerden und den damit verbundenen Enttäuschungen.

Aber auch von schlimmen Erfahrungen, wie dem Verrat und der Desillusionierung.

Wenn ihr das Buch also mal in die Finger bekommen solltet: Lest es! Auf dass das Salzwasser auch euch mitträgt.