Rezension

Leider auf ganzer Linie enttäuschender Roman!

Sonne und Beton
von Felix Lobrecht

Felix Lobrecht ist einer der vielversprechendsten Newcomer der Stand-Up-Comedians und wurde beispielweise in diesem Jahr für den Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Auch als Autor ist er tätig – in seinem zweiten Buch „Sonne und Beton“, welches März 2017 im Ullstein Verlag erschienen ist, erzählt er eine Geschichte rund um vier Jugendliche, welche in Neukölln leben, und lässt dabei Anekdoten aus der eigenen Kindheit mit einfließen. Darüber schreibt er selbst: „Ich wünschte, ich hätte mir mehr ausdenken müssen." Wie mir diese Lektüre gefallen hat und welche Eindrücke aus dieser gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Der Titel „Sonne und Beton“ ist für dieses Werk gelungen gewählt und führt den Leser passend in die Atmosphäre des Buches ein. Durch verschiedene stilistische Mittel schafft es Lobrecht außerordentlich gut, eine Momentaufnahme des Lebens in der Kulisse rund um Neukölln einzufangen und diese stimmig auf die Seiten zu bannen. Die dem heutigen berlinerischen Jugendslang angepasste Ausdrucksweise eignet sich hierfür zwar gut, strapaziert auf Dauer deutlich die Nerven der Leserschaft. Oft muss man sich stark konzentrieren, um der wörtlichen Rede den gemeinten Sinn entnehmen zu können.

 

Leider kann ich über das Buch auch weiterhin nicht viele gute Worte verlieren. Zwar ist es über alle Maßen kurzweilig und bietet angenehm unkomplizierte Unterhaltung, so enttäuscht Lobrecht jedoch mit blass bleibenden und sich fraglich entwickelnden Charakteren, die zu keiner Zeit eine Art Identifikationsfigur darstellen, sondern nicht nachvollziehbar oder gar unverständlich handeln. Auch spricht der Autor in seinem Werk zwar die unterentwickelten Lebensumstände des Wohnraums an, bietet dem Leser jedoch keine Message, die aus der Seele des Buches spricht und es markant im Gedächtnis bleiben lässt. Somit bleibt es auf lange Dauer gesehen belanglos – und einen solchen Eindruck darf ein Roman nicht vermitteln.

 

Der Spannungsbogen enttäuscht leider ebenso auf ganzer Linie. Eine wirkliche Handlung eröffnet sich dem Leser erst nach einer seicht dahinplätschernden ersten Hälfte, die in diesem Zusammenhang einer Nennung nicht wert erscheint, wird dann jedoch gehetzt und nicht zufriedenstellend zu Ende geführt. Dabei bleibt „Sonne und Beton“ jederzeit an der Oberfläche, unternimmt nicht einmal den Versuch, an dieser zu kratzen und geht mit seiner unspektakulären Art unter. Konkurrenz zu anderen Büchern seines Genres bietet er somit nicht.

 

Zwar kann mich Felix Lobrecht auf der Bühne mit einer eigen- und einzigartigen Präsenz vollends überzeugen, so schafft er das hier jedoch auf keiner Linie mit seinem Roman, der mich wirklich enttäuscht zurückgelassen hat. Bis auf den spannenden Einblick in eine glaubwürdige Momentaufnahme der Lebenszustände in Neukölln bietet mir „Sonne und Beton“ keinen stichartigen Grund, es hiermit weiterzuempfehlen. Deswegen gibt es von mir keine Leseempfehlung.

 

„Sonne und Beton“ ist ein auf ganzer Linie enttäuschender Roman, der lediglich mit seiner atmosphärischen Schilderung trumpfen kann. Ansonsten bleibt er in allen Aspekten so sehr an der Oberfläche, dass man das Gefühl bekommt, nach dem Buch nicht mehr zu wissen als davor.

 

Ich vergebe hier leider nur zwei von fünf möglichen Sternen.

 

P.S.: Die originale Rezension und noch vieeel mehr findest du hier! Ich freue mich auf deinen Besuch! ;-)