Rezension

Leider einigies an Potenzial verschenkt

A Different Blue -

A Different Blue
von Amy Harmon

Bewertet mit 3 Sternen

Amy Harmon ist mir schon einige Male in den Verlagsvorschauen begegnet und den ursprünglichen Titel FÜR IMMER BLUE hatte ich damals sogar gekauft, aber nie gelesen, bis es in irgendeiner meiner Aufräum-Aktionen wieder aus dem Regal verschwand. Mit der Neuauflage A DIFFERENT BLUE hat der LYX Verlag das Buch wieder in mein Gedächtnis katapultiert und diesmal habe ich die Chance genutzt und es gelesen.

Blue ist laut, rebellisch und provozierend, oft auch unbequem. Ihre Art macht sie einem nicht immer unbedingt sympathisch und hätte sie Eltern, wäre sie für diese vermutlich der Albtraum von einem Teenager. Aber Blues Verhalten ist auch nur Fassade, denn in Wahrheit ist sie unsicher, einsam und traut sich selbst zu wenig zu. Zum Glück macht sie im Verlauf eine super Entwicklung durch, die teils auch ihrem Geschichtslehrer Darcy Wilson zu verdanken ist.

Darcy ist der Überflieger schlechthin, hat mit 21 bereits die Uni abgeschlossen und ist jetzt ein äußerst engagierter Lehrer. Aber er ist auch mindestens genauso cool wie Blue, wenn auch auf eine andere Art. Er lässt sich von ihrem Verhalten nicht vertreiben und erkennt schnell, dass in Blue viel mehr steckt. Auch Darcy macht in dieser Geschichte eine Entwicklung durch, die leider nicht ganz so positiv ist, wie die von Blue. Besonders im letzten Drittel ist es schwierig mit ihm, er zeigt besonders mit einem bestimmten Verhalten, dass er auch ein A**** sein kann. Irgendwie war das schade, weil es auch nicht unbedingt nachvollziehbar war, wieso er sich jetzt so verhält.

In A DIFFERENT BLUE geht es gar nicht primär um eine Liebesgeschichte und um eine verbotene Lehrer-Schülerin-Beziehung. Der Klappentext vermittelt da für mich definitiv ein falsches Bild. Es ist eher so, dass sich die Liebesgeschichte zwischen Blue und Darcy sehr spät und auch sehr langsam entwickelt. Also, wirklich extrem langsam. Irgendwie war das gut, weil es zeigte, dass ihre Beziehung wirklich auf Gefühlen basiert, andererseits sorgte das für mehr als nur ein paar Längen und dadurch irgendwann für Frust bei mir.

"Reue ist nichts weiter als ein Nachgeschmack des Lebens. Egal, wofür du dich entscheidest, du wirst dich fragen, ob du nicht etwas hättest anders machen sollen." – Pos. 2685

Insgesamt geht es in diesem Buch eher um das Erwachsenwerden und der Suche nach den eigenen Wurzeln und sich selbst. Auf dem Weg zu Blues Selbstfindung wurden mir aber viel zu viele Themen angeschnitten, die dann zu oberflächlich behandelt wurden und auch oft nicht konsequent bis zum Ende durchgezogen wurden. Sie wurden irgendwann einfach ausgeblendet, als hätte es diese Themen nie gegeben – ich lasse hier z . B. nur mal das Stichwort Manny und seine Schwester fallen. Wenn ihr das Buch lest oder schon gelesen habt, wisst ihr, worauf ich hinaus will. Auch haben diese Themen für mich nicht immer unbedingt zu Story gepasst und hatten nichts mit Blues Entwicklung zu tun. Auch das, was Blue im Mittelteil passiert, war für mich total unnötig. Mal ganz abgesehen davon, dass Blues Entscheidungsprozess in diesem Fall auch nicht sonderlich tiefgründig, sondern sehr kurzgehalten war.

Irritierend waren zudem die Zeitsprünge. Der Zeitraum ist sehr weit gefasst und die Autorin springt manchmal einige Wochen weiter, ohne dass ich das sofort verstanden habe. Eine Zeitangabe, so wie es ganz zu Beginn des Buches gemacht wurde, hätte hier einiges erleichtert. Am Ende ist Blues Geschichte ihre Suche nach sich selbst. Die Enthüllungen und Wahrheiten über Blue ergeben am Ende einen Sinn, waren aber in ein, zwei Punkten für mich zu weit hergeholt.

KURZ & KNAPP
A DIFFERENT BLUE ist eine Geschichte über Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Die Liebesgeschichte nimmt gar nicht so viel Raum ein, wie zunächst gedacht, entwickelt sich sehr spät und auch sehr langsam, fügt sich aber dennoch nahtlos in die Handlung ein. Blue macht eine großartige und nachvollziehbare Entwicklung durch, sodass der Buchtitel A DIFFERENT BLUE hier definitiv gerechtfertigt ist. Trotzdem war die Geschichte auch sehr schwer für mich. Während Blue mir zu Beginn nicht immer sympathisch war, war Darcy es am Ende nicht mehr unbedingt. Die Wahrheiten, die Blue über sich am Ende herausfindet, waren mir teilweise zu weit hergeholt und es wurden viel zu viele unterschiedliche Themen angesprochen, die nicht mit der nötigen Tiefe behandelt wurden. Dass das Buch mehr als nur ein paar Längen aufwies, machte das Ganze auch nicht besser. Insgesamt wurde also leider auch einiges an Potenzial verschenkt.