Rezension

Leider nicht so bezaubernd

Tanz zu den Sternen - Sophie Flack

Tanz zu den Sternen
von Sophie Flack

Cover:
Ich finde das Cover wunderschön. Es drückt diese graziöse Seite des Balletts aus, die ich wirklich sehr bewundere.

Meinung:
„Tanz zu den Sternen“ ist nun das dritte Ballettbuch im Jugendbuchbereich, was ich gelesen habe und auch das konnte mich nicht vollständig überzeugen.
Hannah ist Balletttänzerin im Manhattan Ballet. Seit sie denken kann, tanzt sie, um endlich die begehrte Solorolle zu ergattern, für die alle sich abrackern. Doch bisher soll es nur ein Traum bleiben, denn sie ist „nur“ Tänzerin im Corps.
Zu Beginn muss ich sagen, dass das Buch wirklich gut geschrieben war. Man lernt spielerisch mit den Fachbegriffen umzugehen und versteht diese ohne weitere Erklärungen. Es fiel mir sehr leicht, mich in dieser fremden, abgeschotteten Welt zu orientieren. Auch lässt sich der Stil sehr flüssig und schnell lesen.
Das ist alles schön und gut. Aber ehrlich gesagt passiert in dem Buch nichts. Zumindest nichts, was sich über 300 Seiten erstrecken muss.
Man begleitet Hannah Tag für Tag. Das bedeutet Unmengen an Training, Selbstzweifeln, ob man jemals gut genug ist, Sport und Essensverzicht. Ich denke, dass diese Darstellung der Ballettwelt mehr als realistisch ist und das fand ich auch wirklich gut gelungen. Nur fesselt es mich nicht, 300 Seiten lang ein und dasselbe zu lesen.
Mir hat der Pepp gefehlt. Konflikte, Probleme, der große Knall. Man hört so oft von Ballerinen, die sich fast zu Tode hungern, die Verletzungen erleiden und dann ist die Karriere vorbei. Das ist alles grausam und ich wünsche keiner Figur etwas Schlechtes, aber das hätte die Handlung in meinen Augen spannend gemacht.
Es wurde auch angedeutet, dass der Oberguru der Balletttänzerinnen mit einigen Ballerinen verkehrt, was aber nie wirklich zur Sprache kam. Das hätte die Handlung auch etwas angetrieben.
Hannah hegt Zweifel, ob sie wirklich ihr Leben lang nur im Theater verbringen will, während die Welt dahinter an ihr vorüberzieht. Sir trifft sich mit Jacob, einem Studenten und merkt, dass da mehr sein muss. Zwischen den beiden kriselt es, weil Hannah nie Zeit hat, aber auch das läuft so schmal am Rande entlang, sodass das als Konflikt nicht genug war.
Hannah wird auch von einem Ballettfan belagert, der sie umgarnt. Hier hätte ich zum Beispiel eine Konfrontation zwischen ihm und Jacob spannend gefunden, aber die blieb aus.
Auch zwischen den Mädchen kommen kaum harte Wettkämpfe auf. Man hat schon oft mitbekommen, dass Spitzenschuhe zerstört wurden oder Glasscherben hineingelegt, damit man einen Vorteil hat, aber hier sind alle, bis auf winzige Ausnahmen, beste Freunde.
Auffallend war auch, dass alle Charaktere nur in Form von Haar- und Augenfarben beschrieben wurden. Sie zeichneten sich nicht durch ihren Charakter aus, sondern nur durch Äußerlichkeiten, wodurch ich es schwer hatte, die Figuren auseinanderzuhalten.
Hannah ist sehr egozentrisch. Das merkt man daran, dass sie immer wieder versucht, Zeit für Jacob zu finden, es aber letztendlich nur in der Theorie macht. Sie schreibt ihm Mails, berichtet aber nur von sich und denkt nicht mal dran, ihn zu fragen, wie es ihm geht. Das nervte ab einem gewissen Punkt.
Das Ende war überraschend und es hat mir gut gefallen. Immerhin hat sich bisschen was bewegt, wenn man schon das Gefühl hat, 300 Seiten nur den gleichen Inhalt vorgesetzt zu bekommen.
Anhand der Info über die Autorin vermute ich, dass die Handlung autobiographisch angehaucht ist, was ich schön finde. Aber etwas mehr Spannung hätte dem Buch gut getan.

Fazit:
Wer über den Alltag einer Ballerina informiert werden möchte, ist hier richtig. Wenn er aber ein Ballettbuch mit Handlung erwartet, ist hier falsch. Leider bewegt sich der Inhalt kaum vorwärts, weil immer wieder die gleichen Dinge beschrieben werden, ohne Konfliktpotenzial aufzubauen. Dazu kommt eine sehr egozentrische Protagonistin, die es dem Leser schwer macht, Sympathie aufzubauen. Das Buch ist an sich nicht schlecht, nur eben leider sehr, sehr langweilig.