Rezension

Leider überhaupt nichts für mich ​

NW - Zadie Smith

NW
von Zadie Smith

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt
Leah, Nathalie, Felix und Nathan - Die vier Mittdreißiger haben eins gemeinsam: dieselbe Schule in einem eher berüchtigten als berühmten Viertel von London. Viele Jahre nach ihrem Abschluss, haben sich ihre Leben sehr unterschiedlich entwickelt. Leah ist glücklich verheiratet mit ihrem Mann, doch der möchte und unbedingt ein Kind, sie jedoch nicht. Felix hat es zu nichts gebracht, doch für seine neue Freundin will er sein Leben ändern. Nathalie ist eine erfolgreiche Anwältin, doch auch die Fassade ihrer scheinbar perfekten Ehe beginnt zu bröckeln. Nathan lebt unter zwielichtigen Gestalten auf der Straße.
Auf schicksalhafte Weise kreuzen sich die Wege der vier ehemaligen Schulkameraden.

Meinung
„NW“ war mein erster Roman der hochgelobten Zadie Smith und ich bin leider ganz und gar nicht begeistert. Tatsächlich war die Lektüre für mich eher eine Qual als Vergnügen. Dabei kann ich nicht einmal behaupten, dass das Buch schlecht wäre. Es war einfach nur überhaupt nichts für mich.
Der Roman ist in vier große Teile aufgeteilt, die aus der Sicht von Leah, Felix und Nathalie (jedoch in der 3. Person) erzählt sind, wobei der letzte Abschnitt die anderen Handlungsstränge zum Teil zusammenbringt. Der Schreibstil passt sich dabei der jeweiligen Perspektive an.
Der Einstieg in Leahs Part fiel mir unglaublich schwer, denn Smith schreibt darin so, wie Leah vermutlich denkt: ziemlich wirr, teilweise in schwülstigen Bildern, manchmal verwirrenderweise aus großer Distanz erzählt („die Frau“ statt „Leah“). Es gibt keine Kennzeichnung von Dialogen durch Anführungszeichen oder Begleitsätze, einige Textpassagen bestehen lediglich aus einer Auflistung an Sinneseindrücken, oft ist der Stil abgehackt. Häufig kommt es zu Zeit- und Themensprüngen, die für mich kaum bis gar nicht nachvollziehbar waren, da sie nicht erklärt und/oder angekündigt werden. Viele der Geschehnisse werden nie explizit genannt, sondern nur kryptisch angedeutet.
Felix‘ und Nathalies Parts lassen sich zwar deutlich flüssiger lesen, doch auch letzterer ist durchzogen von unerwarteten Textbausteinen, beispielsweise Gedichten und Speisekarten, die in meinen Augen nur sehr lose Verbindungen zur Handlung hatten.
Eine greifbare Handlung hat „NW“ nicht. Der Roman beschreibt etwa dieselbe kurze Zeitspanne im Leben von Leah, Felix und Nathalie, wobei Leahs Part dem Ende von Felix‘ bereits vorgreift - ein Stilmittel, dessen Sinn sich mir ebenfalls nicht erschlossen hat. Besonders in Nathalies Part gibt es jedoch einen großen Fokus auf die Biografie der Figur und ihr Leben wird von frühester Kindheit an bis heute aufgearbeitet. Das ist in Teilen zwar durchaus interessant, um die heutige Nathalie zu verstehen, kam mir jedoch auch häufig langatmig und irrelevant vor.
„NW“ ist ein sehr charakterfokussierter Roman und die Figuren und auch einige der Nebenfiguren, beispielsweise Nathalies Mann Frank, sind durchaus anschaulich charakterisiert. Leider konnte ich mich mit keiner davon identifizieren, ja, fand die Hauptfiguren sogar alle drei schrecklich unsympathisch. Ich konnte ihre inkonsequenten Handlungen, mit denen sie vor allem ihre Mitmenschen verletzten, nicht nachvollziehen. Zum Teil bin ich aber vielleicht auch einfach zehn Jahre zu jung, um das Lebensgefühl dieser Menschen nachempfinden zu können, oder man muss, um bestimmte Eigenheiten zu verstehen, in London gelebt haben oder aus einem ähnlichen  Milieu stammen.

Fazit
Ich kann nicht behaupten, Zadie Smith schreibe schlecht, doch dieser erste Roman, den ich von ihr gelesen habe, konnte mich leider so gar nicht überzeugen. Den Schreibstil empfand ich als wirr und anstrengend und viele Stilmittel erschlossen sich mir nicht, die Figuren waren mir furchtbar unsympathisch und es fehlte mir an einer nachvollziehbaren Handlung.