Rezension

** Leider weit unter meinen Erwartungen **

Eiseskälte - Claudia Puhlfürst

Eiseskälte
von Claudia Puhlfürst

Bewertet mit 2 Sternen

Nachdem ich die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken gelesen hatte, war ich voller Vorfreude, auf dieses Taschenbuch. Immerhin bietet eine solche Geschichte eine immens große Entwicklungsspanne, bzw. die Story kann sich in vielerlei Hinsichten drehen und wenden.

„Eiseskälte“ beginnt damit, dass eine Mutter fassungslos vor dem Fernseher sitzt und die Berichterstattung über eines vermissten Mädchens verfolgt…ihres Mädchens! Denn die kleine Josephine ist verschwunden und bisher gibt es keine Spuren auf ihren Verbleib. Die Frau wirkt apathisch und vollkommen hilflos, was für den Leser auch durchaus logisch erscheint. Immerhin ist ihre kleine Tochter wie vom Erdboden verschluckt. In diesem Fall wären wohl alle Eltern besorgt, verzweifelt, hilflos, würden sich an jeden Hinweis oder an jeden Gedanken klammern.

Kurze Zeit darauf kommen die Privatdetektive Norbert Löwe und Doreen Graichen auf den Plan. Die Zwei hatten in der Vergangenheit schon mehrere Male bei Fällen mit verschwundenen Kindern mitgewirkt und sehen es als ihre Pflicht an, bei der Suche nach der kleinen Josephine zu helfen. Doch mir kamen die beiden eher wie ein altes Ehepaar vor, die im Grunde nicht so viel von ihrem Job verstehen, wie sie vorgeben. Ein Großteil dieses Krimis wird von der Autorin darauf verwendet, die Detektive und deren „Verhältnis“ zueinander (sie sind seit Jahren Kollegen, Freunde und irgendetwas bisher Undefinierbares liegt in der Luft) vorzustellen. Dies liest sich zwar recht angenehm, jedoch hätte es der Geschichte gut getan, wenn der Leser entweder deutlich mehr ins Bild gesetzt werden würde, was sich da nun entwickelt, oder doch nicht, oder aber wäre viel weniger auf das Verhältnis der Detektive eingegangen. Schließlich sollte es in einem Krimi vordergründig um Spannung gehen.

Die Spannungskurve verlief lange Zeit – mindestens bis zur Mitte des Buches – im unteren Segment. Natürlich wollte man als Leser wissen, was nun mit dem kleinen Mädchen passiert ist, aber man musste lange Zeit darauf warten, dass das besagte Tagebuch gefunden und ausgewertet wurde. Und auch der „Kontakt“ zum Entführer erschien mir persönlich eher nur als Randnotiz, als dass dies ein tragendes Ereignis war. Erst zum Ende – etwa die letzten Kapitel – wurden spannender.

Das Buch endete mit dem Ergebnis, was sich nach und nach ganz schleichend vorhersehbar machte. Hierbei muss ich sagen, dass erst im letzten Kapitel (von insgesamt 52 Kapiteln!) das Potential der Autorin zum Vorschein kam! Auf dem Buchrücken wird erwähnt, dass Claudia Puhlfürst „psychologisch ausgefeilte Krimis“ schreiben würde und dass „ihr Spezialgebiet die Verhaltensbiologie, insbesondere die nonverbale Kommunikation“ sei. Wäre der komplette Krimi auf der Schiene des letzten Kapitels geschrieben worden, wäre „Eiseskälte“ ein absoluter Bestseller geworden. Erst hier wurde man als Leser geschockt, überrascht und man bekam Gänsehaut aufgrund der psychohaften Entwicklung.

Wie es scheint, war „Eiseskälte“ einer der ersten Krimis dieser Autorin. Von daher denke ich, dass es durchaus Potential nach oben gibt. Ich würde der Autorin als Leserin auch eine zweite Chance geben und ein neueres Werk von ihr lesen. Leider kann ich „Eiseskälte“ aber nicht weiterempfehlen. Mir fehlt hier eindeutig die Spannung. Und als kleine Randbemerkung zum Schluss: Zwar spielt der Roman in Ostdeutschland und die Autorin kommt ebenfalls dorther, jedoch empfand ich es als äußerst störend, dass die Uhrzeiten im Format „dreiviertel zehn“ beschrieben wurde. Sollte die Autorin wünschen, dass ihre Romane in ganz Deutschland gelesen werden, wäre eine sinnvoll, diese Kleinigkeit zu überdenken. Mich persönlich hat es wirklich gestört, da ich jedes Mal überlegen musste, welche Uhrzeit denn nun gemeint ist…