Rezension

Liebe auf Umwegen

In Liebe, deine Lina -

In Liebe, deine Lina
von Barbara Leciejewski

Lina wird unverheiratet schwanger. Was heute meistens kein großes Problem darstellt, ist in Linas Zeit kurz vor der Jahrhundertwende eine Katastrophe. Denn obwohl Albert sie liebt und sie heiraten will, haben seine Eltern am Ende das letzte Wort und er lässt sie mit dem Kind allein sitzen. Zum Glück ist Karl zur Stelle, Linas Freund aus Kindertagen und selbst uneheliches Kind. Er erklärt sich bereit, Lina zu heiraten und ihr Kind als seines anzunehmen. In "In Liebe, deine Lina" verfolgen wir nun das Leben von Lina und ihrer Familie bis zum 1. Weltkrieg mit allen Höhen und Tiefen.

Gerade in der ersten Hälfte des Buches gab es so einiges, was mich unheimlich an diesem Buch gestört hat. Die Geschichte basiert auf der realen Familiengeschichte der Autorin, daher ist es nicht allzu überraschend, dass es schnell kitschig wird und die Figuren ziemlich schwarz-weiß gezeichnet sind. Gerade die doch recht modernen Ansichten der Protagonisten zu Kolonialismus und Antisemitismus fand ich doch etwas unrealistisch, andererseits kann ich verstehen, dass man über seine eigenen Urgroßeltern nicht schlecht schreiben möchte. In diesem Fall hätte man aber auch einfach fiktive Persönlichkeiten nehmen können. Was mich außerdem sehr am Schreibstil störte, war das ständige und relativ plötzliche Hin- und Herspringen der Perspektiven, oft innerhalb von Kapiteln. Ich hätte es besser gefunden, wäre das gesamte Buch aus Linas Sicht gewesen, das wäre konsequenter gewesen. Allgemein hat mir manchmal ein Fokus auf das Wesentliche gefehlt.

Trotz des doch recht pathetischen und leicht chaotischen Schreibstils muss ich jedoch zugeben, dass mich die Geschichte irgendwann wirklich abholen konnte. Die Probleme, die Lina und ihre Familie umgeben, sind spannend und gleichzeitig sicher auch typisch für ihre Zeit. Man merkt, dass die Autorin wirklich tief in ihre Familiengeschichte eingetaucht ist und gut recherchiert hat.

Tatsächlich muss ich am Ende zugeben, dass ich, obwohl ich einiges an diesem Buch mangelhaft fand, ich defintiv Lust auf den kommenden Folgeband habe.