Rezension

Liebesbrief an Worte

the bloom of summertime - Andjelina Rose

the bloom of summertime
von Andjelina Rose

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch über Worte, für die Worte, das mich am Schluss wortlos zurückgelassen hat. Die Autorin schreibt diese Geschichte, wie einen Liebesbrief an Worte. Ihr Schreibstil ist sehr bildlich, poetisch und einfach wunderschön. Auf jeden Fall ein tolles Buch, um sich zig Zitate zu notieren. Man liest diese Geschichte ausschließlich aus der Sichtweise von der Protagonistin Leigh.

Leigh ist sehr viel in Gedanken unterwegs und besonders die erste Hälfte wirkt wie eine Geschichte, die durch Gedankenströme erzählt wird. Bis dahin waren kaum Dialoge vorhanden und die Erzählungen über die Handlung schweifen hin und wieder ab. Die Protagonistin schweift in ihren Gedanken öfters mal in eine poetische, philosophische Richtung ab und so stellt man sich nicht selten zusammen mit Leigh Fragen wie, sind Worte am Aussterben? Erhalten sie die Bedeutung in alltäglichen, oberflächlichen Unterhaltungen, die sie auch verdienen? Besonders schön fand ich, dass Leigh in jedem Gespräch nach Worten sucht, die ihr besonders gefallen, wie das Wort „Sommer“ oder „Eis“. Die sind im Buch immer fett angemarkert und diese Idee lädt dazu ein, es Leigh gleich zu tun.

So lernt man die Protagonistin also erst mal als etwas zurückgezogene, Wort liebende und bedachte Person kennen. Sie ist definitiv ein Charakter abseits des Stereotyps, sowie eigentlich viele Charaktere in diesem Buch. Man hat das Gefühl, dass die Charaktere eine ganz andere Art haben, als die meisten Menschen zu denken, aber in der Gruppe durch dieses gemeinsame "Anders sein" zueinander finden.

So lernt man auch ihre liebevolle Familie kennen, in der die eine Schwester sich ständig schminkt wie ein Paradiesvogel, die andere Schwester immer wieder mal ihren Koffer packt und verreist oder ihre Eltern, die eine Vorliebe für Griechenland haben. Allerdings trifft man in dem Literaturkurs, den Leigh über die Sommerferien belegt, auf die herzliche Emma, auf Elliot mit einem völlig anderen Blickwinkel auf die Welt oder Lou, der einen Hang zur Punk-/Rockmusik hat und Leigh zu ihrem ersten Konzert schleift. Es gibt einige Charaktere, auf die man trifft und die durch die Worte der Autorin lebendig geworden sind. Sie erleben gemeinsam wunderschöne Momente, unterstützen sich gegenseitig, zanken und versöhnen sich, aber auch eine zarte Liebesgeschichte nimmt ihren Anteil in dem Buch ein.

Diese Liebesgeschichte entwickelt sich nicht über Nacht, sondern nimmt sich ihre Zeit. Wer eine oberflächliche Romanze sucht, ist hier auch an der ganz falschen Adresse. Hier geht es um mehr, die Romanze ist tiefgründig und nimmt zum Ende nochmal eine ganz überraschende Wendung. Durch diese Tiefgründigkeit, aber auch um das Gesagt richtig aufnehmen und überdenken zu können, muss man das Buch sogar manchmal einfach etwas auf die Seite legen. Mich hat und wird diese Geschichte definitiv noch eine Weile in Gedanken begleiten.

Was mir vielleicht etwas gefehlt hat, waren Dialoge in der ersten Hälfte. Die Gespräche zwischen den Charakteren und deren unterschiedlichen Ansichten, waren total interessant, tiefgründig und regten unheimlich zum Nachdenken an.

Fazit:

Hier wurde mit einem poetischen, bildhaften Schreibstil ein langer Liebesbrief an Worte geschrieben. Die Charaktere sind abseits des Stereotyps und die Geschichte nichts für Zwischendurch. Auf "The bloom of summertime" muss man sich vollkommen einlassen können und erhält dafür eine tiefgründigere Liebesgeschichte und Weisheiten. Allerdings ist die erste Hälfte eher arm an Dialogen und die Geschichte spielt sich (gefühlt) hauptsächlich in den Gedanken der Protagonistin ab. Ich hätte mir einfach mehr Gespräche gewünscht.

Zitate:

„Dabei liegt mir aus der Rolle fallen so gut. Das Leben erwartet es, dass ich das tue, da es teils selbst zu sehr von den eingefahrenen Menschen gelangweilt ist.“

„Ich wollte mir kein Kostüm überziehen, um den Menschen zu gefallen. Kein Ballkleid aus Worten, dass mehr Schein als Sein war.“