Rezension

lockere und wahrhaft "magisch" humorvolle Unterhaltung

Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt - James Patterson

Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt
von James Patterson

Zitat:
„… mitten durch einen Pulk aus blutgierigen Menschen, die wir noch nie gesehen hatten. Und sie wollten unser Blut.
Eine super Gelegenheit, den Glauben an die Menschheit zu verlieren.
Noch vor ein paar Tagen hätte ich mir nichts Schlimmeres vorstellen können, als am Tag des Klassenfotos mit einem fetten Pickel im Gesicht aufzuwachen. Wie konnte mein Leben nur so schnell und so absurd entgleisen? Die hatten mich und meinem Bruder zum Tode verurteilt!“
(S. 77)

Inhalt:
Sämtliche Wahlen wurden von einer Partei namens „Neue Ordnung“ gewonnen, kurz darauf wurden alle mitbestimmenden Organe abgeschafft und „Die Einzigen“ ernannt, die nun das alleinige Sagen haben.

Über Nacht wurde aus dem normalen Land ein totalitärer Staat, der Jagd auf Abweichler macht. Insbesondere Abweichler, die magische Kräfte haben: Hexen und Zauberer.

So finden sich auch die Geschwister Whitford und Wisteria Allgood plötzlich in Haft wieder. Die absurde Anschuldigung: Sie sollen Hexe und Zauberer sein. Mit Volljährigkeit sollen sie gehängt werden. Doch es gibt einen Lichtblick: Die Eltern der beiden werden von der Neuen Ordnung gesucht. Sie konnten den Hetzern entkommen! Whit und Wisty müssen sie unbedingt finden.

Meinung:
Auch wenn die Rezensionen zum englischen Original sehr zwiegespalten sind, machten mich der Klappentext und die ersten deutschen Stimmen neugierig.
Alleine der Einstieg in das Buch ist schon ein kleines Erlebnis und schafft eine besondere Beziehung zur Ich-erzählenden Protagonistin Whisty. Diese erklärt kurz, wie es in ihrer Welt zugeht, ehe sie von einer Episode ihres Lebens erzählt, die absolut neugierig auf die Entwicklung bis dorthin macht, als sie abrupt abbricht und dem Leser erzählt, sie hätte ja nur eine Einleitung schreiben wollen.

Erst danach beginnt die Geschichte mit dem Erlass der „Gesetze der Ordnung“. Im nächsten Moment sah ich mich an der Seite der Geschwister Allgood, die in jener Nacht entführt werden. Offiziell werden sie von der Neuen Ordnung in Gewahrsam genommen, mit dem Verdacht, Hexe und Zauberer zu sein.

Die etwas naive Art der Charaktere ließ mich in diesen Szenen und den nächsten Kapiteln die Augen verdrehen. Bei der Entführung rekapituliert Whisty ihr Leben, das seltsame Zeug, das ihre Eltern den Geschwistern beigebracht hatten und sinniert über die beiden Gegenstände, die sie in die Gefangenschaft mitnehmen sollten: ein Buch ohne Titel und einen „Trommelstock“. Auch wenn die Charaktere nicht an Hexerei (immerhin sind wir im 21. Jahrhundert!) glauben, war „die Beweislast“ doch zu erdrückend, um noch weiter ungläubig zu sein. Mit den Seiten wurde dieser Umstand aber ausgemerzt und ich war vollkommen zufrieden mit den beiden Protagonisten, die abwechselnd in Ich-Form erzählen.

Nach der Gefangennahme werden die beiden dem neuen Landeschef, dem „Einen, Der Der Einzige Ist“ (ja, ich habe es genau abgeschrieben und ihr glaubt gar nicht, wie viele Witze auf Kosten des Titels gemacht werden), abgeführt. Dort erfahren die beiden erstmals von der Prophezeiung, kurz darauf werden sie zum Tode verurteilt. 

Die Idee mit der Neuen Ordnung, der Prophezeiung, die dieser „Neuen Ordnung“ so Angst macht, und die gesamte Magie, die James Patterson hier eingebracht hat, hat mir sehr gut gefallen. Als die beiden Hauptcharaktere dann endlich begonnen haben, an ihre eigene Macht zu glauben, konnte mich der Autor dann auch vollends in seinen Bann ziehen.

Was man den beiden Hauptcharakteren definitiv zugute heißen muss, ist ihr Humor. Selbst in den schlimmsten Szenen ist keiner der beiden um einen guten Spruch verlegen und der Sarkasmus trieft ab und an von den Seiten. Leider schmälerte die ansonsten vorhandene Oberflächlichkeit diesen großen Pluspunkt. Die Geschwister – obwohl Whit fast 18 ist und Whisty 15, sind sehr naiv. Vielleicht kann ich mich in ihrem speziellen Fall auch nur schlecht hineinversetzen, gestern war alles gut und heute sind sie in der Todeszelle… Die Gefühle kamen einfach nicht bei mir an. Nichtsdestotrotz machte es Spaß, war sogar ein Leichtes, über die Seiten zu fliegen und zuzusehen, wie es mit dem Geschwisterpaar weitergehen wird.

Hatte ich die Sprüche am Anfang des Buches nur gemocht, konnte ich mich im Laufe der Geschichte mit kurzen Lachanfällen nicht mehr zurückhalten. Welcher Autor zieht es doch tatsächlich durch, einen Protagonisten den Namen eines anderen Charakters in „schleimiges Wiesel“ zu ändern und von nun an nur noch SW zu nennen? Allein alles rund um das Wort „Wiesel“ brachte mich zum Kichern. Wenn so etwas genau euren Humor trifft, müsst ihr das Buch lesen!

Daher war auch keine ausgeprägte Spannung notwendig, um mich durch die Seiten zu jagen. Und doch gab es fesselnde Szenen, die sich im letzten Drittel des Buches häuften und zu einem actionreichen Showdown aufbauten, der das Buch dann in ein gelungenes Ende führte. Der Epilog macht neugierig auf die Fortsetzung, die ich – allein des fantastischen Humors wegen – sicher lesen werde.

Urteil:
Auch wenn mich der Anfang von „Witch & Wizard – Verlorene Welt“ nicht ganz überzeugen konnte, kam der Lesespaß niemals zu kurz. In meiner Entscheidung schwankend, tendiere ich hier nach oben und vergebe haarscharfe 4 Bücher – was allein dem „bezaubernden“ Humor der Geschwister zuzuschreiben ist.

Wer nach kurzweiliger Unterhaltung mit viel Humor sucht, sollte unbedingt zu „Witch & Wizard“ greifen. Wer Wert auf vielschichtige Charaktere legt, sollte vielleicht besser einen Blick in die Leseprobe werfen und seine Sympathien austesten.

Die Serie:
1. Witch & Wizard – Verlorene Welt
2. Originaltitel: The Gift
3. Originaltitel: The Fire
4. Originaltitel: The Kiss
5. Originaltitel: The Lost
(Voraussichtlicher Erscheinungstermin: März 2014)

©his-and-her-books.blogspot.de